The Night Agent (Staffel 1)

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„Yes, Mum“: Höllisch spannende Spionage-Serie auf den Spuren von „Bodyguard“

Um es vorwegzunehmen: Wer einen Blick auf die Netflix-Spionage-Serie „The Night Agent“ wirft, wird unweigerlich mit der Assoziation zur kultigen Polit-Thriller-Serie „Bodyguard“ konfrontiert. Tatsächlich sind die Handlungsmuster und der Gemütszustand der Protagonisten nahezu identisch. Ein schlicht gestrickter, zutiefst loyaler Beamter sieht sich einer Verschwörung gegenüber, die bis in die höchsten politischen Kreise reicht, und wird brutal in die Enge getrieben. Doch „The Night Agent“ von Showrunner Shawn Ryan, die Serienadaption des gleichnamigen Romans von Matthew Quirk, setzt jenseits dieser Ähnlichkeiten nicht nur genügend eigene Akzente, sondern ist dabei so unglaublich spannend, dass der Unterhaltungswert extrem hoch ist – ähnlich wie bei „Bodyguard“ übrigens. Da kann man dann auch über einige Klischees und Ungereimtheiten in der Handlung hinwegsehen, weil sie im Strudel der Spannung einfach untergehen.

Nachdem der junge FBI-Agent Peter Sutherland (Gabriel Basso) bei einem Anschlag auf einen U-Bahn-Zug in Washington, D.C. heldenhaft zahlreiche Menschenleben gerettet hat, erlangt er zweifelhafte Berühmtheit. Die einen verehren ihn, Verschwörungstheoretiker im Internet halten Peter für den Drahtzieher des Terroranschlags. Sein aktueller Job, den ihm die Stabschefin des Weißen Hauses, Diane Farr (Hong Chau), verschafft hat, macht ihn zu einem besseren Nachtwächter. Jeden Arbeitstag sitzt der Neuling von 20 Uhr bis 4 Uhr morgens im Keller des Weißen Hauses am Telefon und wartet auf den Anruf, der normalerweise nie kommt. Denn der Anschluss ist eine Notfallnummer für das geheime Night-Agent-Programm, über das sich Agenten melden können, wenn etwas schiefgelaufen ist. Und tatsächlich, eines Nachts klingelt das Telefon. Die junge Cyber-Tech-Unternehmerin Rose Larkin (Luciane Buchanan) muss mit ansehen, wie ihre Tante Emma (Simone Kessell) und ihr Onkel Henri (William MacDonald) von den Profikillern Ellen (Eve Harlow) und Dale (Phoenix Raei) ermordet werden. Peter trifft auf Rose und bringt sie zunächst in Sicherheit. Schnell stellt sich heraus, dass Roses Tante und Onkel als Spione für das FBI gearbeitet haben und dabei einem brisanten Skandal auf die Spur gekommen sind, der die Machtzentren des politischen Washington bis in die höchsten Ebenen erschüttert. Das bringt Peter und Rose in Lebensgefahr.

Luciane Buchanan und Gabriel Basso in „The Night Agent“ (© Netflix)

Protagonist erinnert an Richard Maddens Figur in „Bodyguard“

Wie „Bodyguard“ mit Richard Maddens spaßig-übertrieben stoischem Protagonisten David Budd („Yes, Mum“) ist „The Night Agent“ von Anfang an dezent trashig. Denn dieser Peter Sutherland, von anderen stets misstrauisch beäugt, weil sein Vater angeblich Landesverrat begangen hat, ist ein Bruder im Geiste. Pflichtbewusst bis in die Haarspitzen verrichtet er seinen Dienst, bis er vor schwere moralische Fragen gestellt wird und sich gegen den politischen Apparat stellen muss, um der Wahrheit zu dienen und nicht denen, die sie an höchster politischer Stelle korrumpieren.

Gabriel Basso und Luciane Buchanan als kongeniales Duo

In zehn hochspannenden Episoden bildet Gabriel Basso („Hillbilly Elegy“) mit seiner Leinwandpartnerin Luciane Buchanan („Die Reise nach Westen“) ein kongeniales Duo, das von einer Extremsituation in die nächste taumelt, ständig um sein Leben fürchtet und gleichzeitig gegen die Verschwörer ermitteln muss. Logisch, dass sich die beiden Gehetzten irgendwann ineinander verlieben. Basso spielt seinen Peter Sutherland als aufrechten Beschützer, der aber auch den Mumm hat, Entscheidungen auf eigene Faust zu treffen und sich damit gegen hochrangige Vertreter des Staates zu stellen, dem er bisher so treu gedient hat. Buchanan überzeugt als clevere Cyber-Spezialistin, die mit ihrer Intelligenz und ihren Fähigkeiten immer wieder etwas Wichtiges zu ihrer eigenen Rettung beizutragen hat und so gar nicht wie das zu beschützende Opfer wirkt.

Unglaubliche Hochspannung

Der größte Pluspunkt von „The Night Agent“, der inszenatorisch gewiss kein Neuland betritt und erzählerisch auch nicht besonders innovativ ist, ist einfach diese unglaubliche Hochspannung, die die Regisseure um Seth Gordon, Guy Ferland und Adam Arkin über die gesamten zehn Episoden so gekonnt aufrechterhalten, dass man als Zuschauer immer so schnell wie möglich zur nächsten Folge springen möchte. Die Handlung ist gespickt mit Fallen und doppelten Böden. Wem die beiden Helden trauen können, kristallisiert sich erst mit der Zeit heraus. Es herrscht eine paranoide Grundstimmung.

Sarah Desjardins, Fola Evans-Akingbola, Gabriel Basso, Andre Anthony und D.B. Woodside in „The Night Agent“ (© Netflix)

Kleine Mängel werden erst spät sichtbar

Und das Tempo ist so rasant, dass allenfalls am Ende, nach dem großen Showdown in Camp David, dem Urlaubsdomizil des Präsidenten, auffällt, dass die Verschwörungsmotive bei nüchterner Betrachtung bei weitem nicht stark genug sind, um all die radikalen Maßnahmen und Verhaltensweisen zu rechtfertigen. Aber das tut dem Vergnügen kaum Abbruch, schließlich behält „The Night Agent“ so seinen trashigen Charme.

Fazit: „The Night Agent“ ist eine atemberaubend spannende Spionage-Thriller-Serie, die in zehn Folgen zwei sympathische Protagonisten in ständiger Bewegung zeigt, um ihr Leben zu retten und gleichzeitig eine politische Verschwörung aufzudecken.

Streaming: „The Night Agent – Staffel 1“ ist seit dem 23. März 2023 im Abo auf Netflix abrufbar.

Wertung4 / 5
Produktionsland

USA 2023

Cast & Crew

Gabriel Basso

Peter Sutherland

Luciane Buchanan

Rose Larkin

Fola Evans-Akingbola

Chelsea Arrington

Sarah Desjardins

Maddie Redfield

D. B. Woodside

Erik Monks

Hong Chau

Diane Farr

Andre Anthony

Colin Worley

Christopher Shyer

Vizepräsident Ashley Redfield

Toby Levins

Nathan Briggs

Ben Cotton

Gordon Wick

Kari Matchett

Präsidentin Michelle Travers

Simone Kessell

Emma Campbell

William MacDonald

Henri Campbell

Creator

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