The Last Of Us (Staffel 1)
„Chernobyl“-Macher Craig Mazin erfüllt hohe Erwartungen an „The Last Of Us“-Verfilmung
Die Erwartungen an die Verfilmung der kultigen Videospielreihe „The Last Of Us“ waren im Vorfeld enorm. Das liegt nicht nur an der fantastischen visuellen Umsetzung der Endzeitgeschichte, die in einer Welt spielt, die von einer Pilzinfektion heimgesucht wird, die Menschen in aggressive, zombieähnliche Kreaturen verwandelt. Die Handlung ist hochemotional, bewegend und weitaus tiefgründiger, als man es von Spielen gewohnt ist; man fühlt wirklich mit den Charakteren. Showrunner Craig Mazin hat sich mit dem Serien-Meisterwerk „Chernobyl“ einen großen Vertrauensvorschuss bei den Fans erarbeitet und enttäuscht sie auch bei der Verfilmung des Naughty-Dog-Spiels nicht. Seine neunteilige apokalyptische Dramaserie „The Last Of Us“ begleitet die beiden Überlebenden Joel und die junge Ellie auf ihrer gefährlichen Reise durch die Überreste der USA. Die Serie fängt die Stimmung des Videospiels perfekt ein und übersetzt sie in eine emotionale, hochspannende und actionreiche Geschichte. Die Landschaften und Kulissen sind beeindruckend und lassen den Zuschauer in die trostlose Welt eintauchen. Das pochende Herz der Serie sind jedoch die beiden Hauptdarsteller Pedro Pascal und Bella Ramsey, die die Rauheit ihrer Figuren nuanciert einfangen und dennoch Sympathie ausstrahlen.
Im Jahr 2003 löst ein tödlicher Pilz eine weltweite Pandemie aus, die die meisten infizierten Menschen in grausame und aggressive Zombies verwandelt. 20 Jahre nachdem der Texaner Joel (Pedro Pascal) seine Tochter Sarah (Nico Parker) durch den Angriff eines Soldaten in der ersten Phase der Krise verloren hat, lebt er in der Quarantänezone von Boston. Diese wird von der Federal Disaster Response Agency (FEDRA) kontrolliert. Zusammen mit seiner Partnerin Tess (Anna Torv) arbeitet Joel als Schmuggler. Im Auftrag von Rebellen der Fireflies sollen sie die 14-jährige Ellie (Bella Ramsey) nach Massachusetts bringen. Das Trio schleicht sich aus der streng bewachten Quarantänezone und trifft auf einen Soldaten, der enthüllt, dass Ellie positiv auf das Virus getestet wurde. Doch das Mädchen scheint immun gegen die Infektion zu sein. Sie könnte der Schlüssel zur Bekämpfung der Seuche sein. Nachdem Joel den Soldaten getötet hat, begibt er sich mit Tess und Ellie auf eine gefährliche Reise durch eine verwüstete Welt.

Aus der Entwicklungshölle zum Streaminghit
Videospielverfilmungen haben nicht umsonst nicht den besten Ruf, denn wirklich gelungene gibt es nur sehr wenige. Kein Wunder also, dass die Serienadaption von „The Last Of Us“ seit 2014 in der Entwicklungshölle schmorte. Erst als der für sein Katastrophen-Drama „Chernobyl“ zu Recht gefeierte Craig Mazin ins Spiel kam, nahm die Verfilmung Fahrt auf. Und der Showrunner enttäuscht nicht. Das Produktionsdesign und die Kinematographie der Serie sind erstklassig, mit atemberaubenden Endzeitbildern und einer dichten Atmosphäre, die den Zuschauer in eine düstere Welt aus Zombies und meist grimmigen Überlebenden eintauchen lässt. Die starken visuellen Effekte in „The Last Of Us“ sind auf der Höhe der Zeit. Die Serie zeigt eine postapokalyptische Welt, die von der Natur zurückerobert wurde.
Herausragende Hauptdarsteller
Viel wichtiger als der handwerkliche Aspekt sind jedoch die Charakterzeichnung und die Qualität des Spiels der beiden Hauptdarsteller. Denn eine der Stärken der Serie ist die starke und nuancierte Figurenentwicklung. Die Dynamik, mit der Joel und Ellie ihre Beziehung aufbauen, ist komplex und vielschichtig. Pedro Pascal („Massive Talent“) brilliert in seiner Rolle als mürrischer, aber Tief im Herzen gutherziger Überlebenskünstler, der in dieser lebensfeindlichen Welt verbissen ums Überleben kämpft. Es gelingt ihm, die komplexen Emotionen und die Verletzlichkeit seines Joel glaubhaft darzustellen und gleichzeitig seine Entschlossenheit und Stärke zu vermitteln. Besonders beeindruckend ist Pascals Fähigkeit, mit wenigen Gesten und einem Blick seine Gefühle und Gedanken zu vermitteln. Sein Spiel ist subtil und nuanciert, was der Figur Tiefe verleiht und den Zuschauer mitfühlen lässt.
Starke Chemie zwischen Pedro Pascal und Bella Ramsey
Auch die Chemie zwischen Pascal und seinem Co-Star Bella Ramsey („Game Of Thrones“), die die junge Ellie verkörpert, ist fast greifbar. Die beiden Schauspieler ergänzen sich kongenial und schaffen es, die besondere Beziehung zwischen den beiden natürlich darzustellen. Auf ihrer Reise lernen Joel und Ellie, einander zu vertrauen und sich aufeinander zu verlassen, während sie sich gemeinsam durch gefährliche Gebiete kämpfen. Sie müssen schwierige moralische Entscheidungen treffen, um zu überleben und ihre Mission zu erfüllen. Ramsey zeigt eine bemerkenswerte Bandbreite an Emotionen und Stimmungen – von jugendlicher Unbekümmertheit bis hin zu tiefer Traurigkeit und unerschütterlichem Durchhaltevermögen.

Loyale Videospielverfilmung
Ein weiterer Pluspunkt ist die Balance zwischen Horror, Action und Drama. Die Serie schafft es, die Spannung hochzuhalten und gleichzeitig emotionale Momente zu schaffen, die den Charakteren noch mehr Tiefe verleihen. Trotz einiger Abweichungen von der Handlung des Videospiels bleibt die Serie der Vorlage sehr treu. Fans des Videospiels werden sich hier wie zu Hause fühlen.
Dabei ziehen sich die Themen Überleben und Aufopferung wie ein roter Faden durch die Serie, was gelegentlich zu heftigen Gewaltausbrüchen führt, die dann auch emotional erschüttern, wie zum Beispiel am Ende von Episode 5, „Ertragen und Überleben“, als Joel und Ellie ein Bündnis mit dem meistgesuchten Mann von Kansas City eingehen: Henry (Lamar Johnson), der den Bruder der Revolutionsführerin Kathleen Coghlan (Melanie Lynskey) verraten hat. Die Charaktere sind ständig gezwungen, schwierige Entscheidungen zu treffen und sich unmöglichen Umständen zu stellen, während sie versuchen, ihre Menschlichkeit zu bewahren. Der Ton der Serie ist düster und oft verzweifelt, aber es gibt auch Momente der Zärtlichkeit und Hoffnung, die eine dringend benötigte Atempause in der Dunkelheit bieten.

Tempo nicht immer das höchste
Das Tempo der Haupthandlung ist nicht besonders hoch, es gibt auch einige vorhersehbare Momente, die die Spannung kurz bremsen können. Das gilt auch für einige Charakterbögen. Aber „The Last Of Us“ lebt noch mehr von seiner Atmosphäre. Immer wieder unterbricht Mazin die Gegenwart mit Rückblenden für kleine Geschichten am Rande, die vielleicht nicht die großen Money Shots der Vorwärtshandlung haben, jedoch emotional voll einschlagen. Einer der erzählerischen Höhepunkte der Staffel ist Episode 3, „Liebe mich, wie ich will“. Sie führt Joel und Ellie zu einem alten Freund, Bill (Nick Offerman). Der paranoide Prepper hat sich auf seinem Anwesen verschanzt und trifft in einer langen Rückblende im Jahr 2007 auf den umherirrenden Frank (Murray Bartlett). Was folgt, ist eine der herzerwärmendsten Liebesgeschichten, die seit langem auf einem Streaming-Anbieter zu sehen waren.
Fazit: „The Last Of Us“ ist eine starke Serienadaption des gleichnamigen zweiteiligen Naughty-Dog-Kultspiels. Das packende Endzeitdrama begeistert mit herausragenden schauspielerischen Leistungen und einer fesselnden postapokalyptischen Atmosphäre.
Streaming: „The Last Of Us“ (Staffel 1) ist seit dem 16. Januar 2023 im Abo auf der Streamingplattorm Sky abrufbar.
Wertung | 4 |
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Produktionsland | Kanada//USA 2023 |
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