Mord im Auftrag Gottes
Eine fesselnde und erschütternde Auseinandersetzung mit religiösem Extremismus
In den USA spielt die Religion eine viel größere Rolle als beispielsweise in Deutschland. Das Thema ist emotional enorm aufgeladen. Das Christentum ist die dominierende Glaubensrichtung. Dazu zählen sich auch die Mormonen. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage betrachtet Jesus als ihren Erlöser und das Neue Testament der Bibel als heiliges Schriftwerk. Die radikalen Auswüchse dieses Glaubens thematisiert Showrunner Dustin Lance Black in seiner herausragend spannenden und hochemotionalen Thriller-Serie „Mord im Auftrag Gottes“, die auf dem True-Crime-Sachbuch-Bestseller „Under The Banner Of Heaven“ von „In eisigen Höhen“-Kultautor Jon Krakauer basiert. Neben den superben Leistungen der beiden Hauptdarsteller Andrew Garfield und Gil Birmingham entführt das Krimidrama in eine düstere und beklemmende Welt des religiösen Extremismus. „Mord im Namen Gottes“ schafft es, das Publikum aufzurütteln, tief zu berühren und zum Nachdenken über die Macht des Glaubens und seine Auswirkungen auf individuelle Entscheidungen und die Gesellschaft anzuregen.
1984: In East Rockwell im Salt Lake Valley, Utah, werden die junge Mutter Brenda Wright Lafferty (Daisy Edgar-Jones) und ihre kleine Tochter Erica in ihrem Haus brutal ermordet. Der gesamte Familienclan der Laffertys gehört der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage an und ist streng religiös. Zunächst wird Brendas Ehemann Allen (Billy Howle) unter Mordverdacht verhaftet. Die Ermittlungen leitet der fromme Mormone Detective Jeb Pyre (Andrew Garfield) mit seinem Partner Bill Taba (Gil Birmingham). In Gesprächen gewährt Allen den Polizisten Einblicke in die Struktur der Mormonen-Familie. Es entsteht ein düsteres Bild einer Sippe, der nach ihren eigenen Gesetzen lebt. Während Allen aus dem Fokus der Polizisten gerät, wird Sam Lafferty (Rory Culkin) als neuer Hauptverdächtiger in Gewahrsam genommen. Mit der Zeit wird immer klarer, dass Brenda ein Freigeist und eine Rebellin innerhalb der streng organisierten Glaubensgemeinschaft war, was zu Spannungen mit den Männern der Familie führte.

Tauchgang in das fundamentalistische Mormonentum
„Mord im Auftrag Gottes“ ist weit mehr als ein Kriminaldrama. Die Serie stellt in sieben Episoden, die zwischen 65 und 90 Minuten lang sind, komplexe Fragen über den Einfluss von Religion, über Glauben, persönliche Freiheit und die Folgen von religiösem Extremismus. Creator Dustin Lance Black („Milk“, „J. Edgar“), der vier der sieben Episoden geschrieben und eine inszeniert hat, taucht tief in die Thematik des fundamentalistischen Mormonentums ein. Er beleuchtet beide Seiten – die fromm-friedliche Gesinnung von Cop Pyre und die radikalisierte der Familie Lafferty. Die Serie porträtiert die Widersprüche innerhalb dieser Gemeinschaften und zeigt, wie bestimmte Auslegungen des Glaubens zu Gewalt und Unterdrückung führen können. In einer komplexen Rückblendenstruktur schälen die Regisseure um David Mackenzie („Hell Or High Water“) die Gefahren von blindem Gehorsam und Machtmissbrauch im Namen des Glaubens heraus.
Beklemmende Atmosphäre
Darüber hinaus behandelt „Mord im Auftrag Gottes“ auch universelle Themen wie Familie, Identität und persönliche Verantwortung. Die moralischen Dilemmata der Protagonisten spitzen sich von Episode zu Episode zu. Der Zuschauer ist gezwungen, sich mit den Konsequenzen der Handlungen der Figuren auseinanderzusetzen. Die Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen und der Einfluss der Religion auf das Leben des Einzelnen werden deutlich. Die präzise Inszenierung verstärkt die beklemmende und dichte Atmosphäre der Geschichte. Die Kameraarbeit fängt sowohl die Schönheit der Landschaft Utahs als auch die düstere Stimmung der religiösen Kommunen ein. Den Regisseuren ist es meisterhaft gelungen, die Spannung nach gemächlichem Beginn konstant zu steigern und dem Zuschauer einen eindringlichen Einblick in die zerrissene Psyche der Charaktere zu geben – bis hin zum markerschütternden Finale.

Überragende Schauspielleistungen von Andrew Garfield und Gil Birmingham
Andrew Garfield („The Amazing Spider-Man“, „Hacksaw Ridge“) liefert hier eine der besten Leistungen seiner Karriere als bibeltreuer Mormonen-Cop Jeb Pyre, der bei der Aufklärung des schockierenden Falls tief in seinem Glauben erschüttert wird. Sein von Natur aus ruhiger und besonnener Ermittler steigert sich im Verlauf in einen Wahn, je dunkler die Abgründe des Verbrechens werden. Nicht minder gut ist die Leistung seines Co-Stars Gil Birmingham („Wind River“), der als Pyres Partner mit Ureinwohner-Wurzeln eine unglaubliche Abgebrühtheit und zynische Coolness ausstrahlt und auch in der Hitze des Gefechts die Nerven behält. Als Nicht-Mormone nimmt er eine Außenseiterperspektive beim Ringen um die Wahrheit ein. Die Chemie zwischen Garfield und Birmingham, die so gegensätzliche Charaktere verkörpern, ist hervorragend. Das Ensemble der Nebendarsteller um Sam Worthington („Avatar: The Way Of Water“), Daisy Edgar-Jones („Der Gesang der Flusskrebse“), Wyatt Russell („22 Jump Street“) und Rory Culkin („Signs“) rundet die großartigen Vorstellungen der Hauptdarsteller ab.
Fazit: „Mord im Auftrag Gottes“ ist eine fesselnd-düstere Thriller-Miniserie, die durch ihre komplex verwobene Geschichte, die herausragenden schauspielerischen Leistungen und die tiefgründige Auseinandersetzung mit religiösem Extremismus beeindruckt.
Streaming: „Mord im Auftrag Gottes“ ist seit dem 14. Dezember 2022 im Abo auf Disney+ abrufbar.
Wertung | 4,5 / 5 |
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Produktionsland | USA 2022 |
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