The Expendables 4
Mieses CGI, kaum Retrostars: Die „Expendables“ sind nach vier Filmen entbehrlich geworden
Der Drops schien 2014 eigentlich gelutscht. Nachdem die betagte Actiontruppe um 80er-Jahre-Ikone Sylvester Stallone mit „The Expendables“ (2010) und „The Expendables 2“ (2012) solide, aber keineswegs überragende Kassenerfolge gefeiert hatte, war mit „The Expendables 3“ die Luft raus. Die Kritiken fielen noch schlechter aus als bei den ersten beiden Filmen, und an den Kinokassen sprang mit weltweit eingenommenen 215 Millionen Dollar (bei einem Budget von 95 Millionen Dollar) nur noch ein kleiner Gewinn heraus. Zeit, die alten Haudegen in den wohlverdienten Ruhestand zu schicken. Doch neun Jahre später sind die Unkaputtbaren überraschend wieder da – obwohl niemand auf sie gewartet hat, wie die schlechten Startergebnisse am Box Office zeigen. Kein Wunder: Der ehemalige Stuntkoordinator Scott Waugh („Need For Speed“) wärmt die lauwarme Actionsuppe in dem brutalen Söldnergemetzel „The Expendables 4“ nur noch einmal auf, ohne frische Akzente zu setzen. Stattdessen ist das neueste Sequel ein einfallsloser, anachronistischer Rückgriff auf das Actionkino der 80er Jahre mit einigen passablen Kampfszenen. Vor allem aber bleibt unklar, warum ein 100-Millionen-Dollar-Film so schlechte Spezialeffekte haben kann.
Die Söldnertruppe um Anführer Barney Ross (Sylvester Stallone) wird von CIA-Agent Marsh (Andy Garcia) nach Libyen geschickt, wo der Terrorist Rahmat (Iko Uwais) für den geheimnisvollen Untergrundfürsten Ocelot Atomsprengköpfe stehlen soll. Vor 25 Jahren ist es Barney nicht gelungen, Ocelot dingfest zu machen. Diesmal setzt er alles daran, ihn zu fassen. Doch dazu kommt es nicht, die Operation in Libyen scheitert, die Truppe am Boden um Söldnerchef Lee Christmas (Jason Statham) kommt nicht an die Sprengköpfe heran und Barney Ross, der als Pilot aus der Luft Unterstützung leistet, wird mit seiner Maschine abgeschossen und getötet. Inzwischen verdichten sich die Hinweise, dass Ocelot einen Dritten Weltkrieg provozieren will. Sein Handlanger Rahmat tarnt einen Frachter als amerikanischen Flugzeugträger und schickt ihn mit Atomsprengköpfen bestückt in russische Gewässer. Das Expendables-Team um Gia (Megan Fox), Christmas‘ Ex-Freundin, die ihn bei der Mission ablöst, Easy Day (Curtis „50 Cent“ Jackson), Gunner Jensen (Dolph Lundgren), Toll Road (Randy Couture), Galan (Jacob Scipio) und Lash (Levy Tran) soll den Frachter aufhalten. Doch als sie vor Ort beginnen, ihre Gegner zu dezimieren, geraten sie schnell in Schwierigkeiten. Doch der ausgemusterte Christmas ist nicht weit…

Ein Actionfilm aus einer anderen Zeit
Die „The Expendables“-Idee war kühn und verlockend, versprach sie doch, unsere Lieblingsactionstars aus vergangenen Jahrzehnten in einem ultimativen Blockbuster-Ensemble zu vereinen, während die alten Recken früher erbittert jeder für sich allein gekämpft hatten und keiner dem anderen irgendetwas zu gönnen schien. Inzwischen sind Sylvester Stallone („Rocky“, „Rambo“) und Arnold Schwarzenegger („Terminator“), die beiden größten Actionstars der 80er Jahre, gute Freunde. Doch das „Expendables“-Dream Team um Stallone, Jason Statham, Dolph Lundgren, Schwarzenegger und viele andere Ikonen hob nie richtig ab. Wirklich gut war keiner der bisherigen drei Filme und die jüngste Fortsetzung „The Expendables 4“ ist ähnlich schwach wie der Vorgänger „The Expendables 3“. Der nostalgische Glanz, der ohnehin bisher eher matt schimmerte, ist nun vollends erloschen, weil Regisseur Scott Waugh so tut, als sei er in der Zeit stehen geblieben. Die Sehgewohnheiten der Kinozuschauer verändern sich, „The Expendables 4“ wirkt aber so, als sei der Film direkt per Zeitmaschine aus einem vergangenen Jahrzehnt in die Gegenwart katapultiert worden. Er kommt aus einer Dekade, in dem man nur ein richtiger Kerl war, wenn man sich eine stinkende Zigarre in den Hals steckte, sich damit auf einen heißen Ofen setzte oder Leute in einer Bar verprügelte.
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„The Expendables“: Aufgewärmte Klischees statt Action-Revolution
Die Reihe hätte die Chance gehabt, das Actionkino zu revolutionieren und ihm mit den größten Stars der vergangenen Jahrzehnte einen frischen, zeitgemäßen Anstrich zu geben. Doch stattdessen verharrt das Franchise in abgewetzten Mustern und wiederholt altbekannte Klischees. Es scheint, als hätten sich die Macher zu sehr auf den puren Nostalgieeffekt verlassen, anstatt kreativ neue Wege zu gehen. Ihr volles Potenzial konnten diese Filme nie ausschöpfen. „The Expendables 4“ setzt dem Ganzen nun die Krone auf, denn von der ursprünglichen Idee des Altstar-Supercasts ist nicht mehr viel übriggeblieben. Arnold Schwarzenegger, Bruce Willis, Jet Li, Chuck Norris, Harrison Ford, Mel Gibson, Jean-Claude Van Damme? Irgendjemand? Fehlanzeige! Und auch Sylvester Stallone („Guardians Of The Galaxy: Volume 3“) verabschiedet sich nach der Exposition erst einmal von der Leinwand. Was bleibt, ist ein x-beliebiger Action-Cast mit Jason Statham („Operation Fortune“) als Top-Söldner und Motor der Story sowie einem unterbeschäftigtem Dolph Lundgren („Aquaman“) und Randy Couture („Ballers“). Die neuen Gesichter, darunter Megan Fox („Transformers“), Andy Garcia („Der Pate III“) und Jacob Scipio („The Outpost“), wirken wie eine zufällige Ansammlung und können die Lücken, die das Fehlen von Willis, Schwarzenegger und Co. hinterlässt, nicht füllen. Lediglich die (nah)kampfstarken Iwo Uwais („The Raid“) und Tony Jaa („Ong-Bak“) stellen eine gewisse Bereicherung dar.

Schwaches CGI für 100 Millionen Dollar
Ein weiteres großes Problem des Films ist der übermäßige Einsatz von CGI. Trotz eines fetten Budgets von 100 Millionen Dollar sehen die digitalen Effekte oft erstaunlich mies aus und trüben den visuellen Eindruck. Verpixelte Explosionen, Greenscreen-Aufnahmen, die an die Zeit der Hitchcock‘schen Rückprojektionen erinnern: „The Expendables 4“ ist nicht nur inhaltlich, sondern auch technisch nicht auf der Höhe der Zeit. Im Vergleich zu modernen, handgemachten Action-Krachern wie „John Wick: Kapitel 4“ oder zuletzt „The Equalizer 3“ fällt Waughs Actioner durch seine übertriebene und schlecht umgesetzte CGI negativ auf.
Handgemachte Action als Highlight
Die Handlung schwankt zwischen Spin-off und Fortsetzung und verliert dadurch ihre klare Ausrichtung. Die neuen Charaktere tragen nicht zum nostalgischen Charme der Reihe bei und die humoristischen Seitenhiebe auf das Alter der Söldner wirken so abgenutzt wie die krachledernen 80ies-Oneliner. Auf der positiven Seite ist der handgemachte Teil der Actionszenen nach wie vor überzeugend. Wenn sich der Film auf das konzentriert, was er am besten kann – spektakuläre Verfolgungsjagden und brutale Fights -, können die Fans immer noch ihren Spaß haben. Besonders der Kampf zwischen Iwo Uwais und Jason Statham gegen Ende sticht hervor und zeigt, dass Actionkino auch heute noch fesseln kann.
Fazit: Der Retro-Actioner „The Expendables 4“ kann die Faszination der ursprünglichen Idee der Reihe nicht aufrechterhalten. Trotz ein paar ordentlicher Actionsequenzen und der Rückkehr einiger bekannter Gesichter wirkt der Film wie ein weiterer vergeblicher Versuch, die Magie vergangener Tage wiederzubeleben. Die Action-Rentner sind entbehrlich geworden.
Deutscher Kinostart von „The Expendables 4“: 21. September 2023.
Wertung | 2 / 5 |
---|---|
Produktionsland | USA 2023 |
Cast & Crew
Jason Statham
Sylvester Stallone
Dolph Lundgren
Randy Couture
Curtis Jackson
Megan Fox
Andy Garcia
Iko Uwais
Levy Tran
Jacob Scipio
Sheila Shah
Nicole Andrews
Tony Jaa
Mike Möller
Regie
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