The Equalizer 3 – The Final Chapter
Ein gelungener Abschluss eines atmosphärisch dichten Rache-Actioners
Es ist wahrscheinlich ein Zufall, aber doch irgendwie bezeichnend. Im Jahr 2014 starteten mit „John Wick“ und „The Equalizer“ zwei Franchises, in denen ultrabrutale Killer als Good Guys die Reihen der Bösewichte kräftig lichteten. Während Keanu Reeves als John Wick in diesem Jahr mit „Kapitel 4“ sehr erfolgreich zurückkehrte, ist nun auch Denzel Washington in „The Equalizer 3 – The Final Chapter“ wieder da, um dem menschlichen Abschaum den Garaus zu machen. Im Gegensatz zu den schier unmenschlichen Kampffähigkeiten des nahezu kugelsicheren John Wick ist Washingtons Ex-Geheimdienstkiller mit dem fanatischen Hang zur Gerechtigkeit etwas bodenständiger, aber kaum weniger gefährlich. Antoine Fuqua inszeniert mit „The Equalizer 3“ einen kompromisslosen, mit brutalen Gewaltspitzen garnierten, stylishen Rache-Action-Thriller, der mit viel italienischem Flair und einem überragenden Denzel Washington glänzt, dessen monolithische Präsenz für die eher simple Story und einige blasse Nebenfiguren entschädigt.
Robert McCall (Denzel Washington) ist ein Geist. Der ehemalige Auftragskiller der Regierung taucht in keiner Geheimdienst- oder Polizeiakte auf. Als er nach einem Einsatz für eine geplünderte Rentenkasse auf Sizilien einen Drogenring sprengt und dessen Mitglieder auslöscht, wird er angeschossen. Schwer verletzt rettet er sich in den kleinen Küstenort Altamonte an der Amalfiküste. Carabinieri Gio (Eugenio Mastrandrea) bringt Robert zu Dorfarzt Enzo (Remo Girone), der den Verwundeten wieder zusammenflickt. Robert erholt sich in den nächsten Wochen und findet viel Gefallen am Dorfleben und den herzlichen Bewohnern. Als er mitbekommt, dass der Camorra-Clan des neapolitanischen Bosses Vincent (Andrea Scarduzio) durch seinen Handlanger-Bruder Marco (Andrea Dodero) und seine Gang die Bürger von Altamonte durch den Wolf drehen lässt, wenn sie kein Schutzgeld zahlen, wächst in Robert langsam die Wut – bis er sich nicht mehr zurückhalten kann. Derweil hat der Rentner die CIA-Agentin Emma Collins (Dakota Fanning) auf den Schmugglerring in Sizilien angesetzt. Sie nimmt Kontakt zu ihm auf.

„The Equalizer 3“ mit alten Werten und neuem Schauplatz
Die „The Equalizer“-Reihe basiert auf der gleichnamigen Fernsehserie, in der Edward Woodward zwischen 1985 und 1988 in vier Staffeln als Schutzengel der Unterdrückten auftrat und in größter Not half. Im Kino sind wir inzwischen beim dritten (und mutmaßlich letzten) Kapitel angelangt und haben uns von Boston nach Süditalien begeben. Auch hier erweist Regisseur Antoine Fuqua („Training Day“, „Emancipation“) seinem Publikum und sich selbst Respekt. Ohne radikale Abweichungen von der Grundhandlung, die von der ursprünglichen Idee ablenken würden, und gleichzeitig ohne die stumpfe Wiederholung des vertrauten Musters, schließt der krachend brutale Actioner eine Trilogie ab, in der die homogene Zusammenarbeit von Fuqua auf dem Regiestuhl, Richard Wenk („The Expendables 2“) beim Drehbuch und Denzel Washington („Training Day“) als Hauptdarsteller so elementar wichtig ist.
Robert Richardsons Bilder lassen es atmosphärisch knistern
Fuqua bleibt trotz seiner ästhetischen Inszenierung dem Genrefilm treu und bewahrt den rauen und blutigen Stil, der den „Equalizer“-Filmen zu eigen ist. Die knisternde Atmosphäre wird maßgeblich durch die betörende Kameraarbeit von Robert Richardson („Air – Der große Wurf“, „JFK“) genährt, die immer wieder in die Postkartenmotive einer süditalienischen Idylle eintaucht und so ein ganzes Lebensgefühl transportiert. Wenks Drehbuch bietet Fuqua einen idealen Ausgangspunkt, um den Protagonisten einfühlsam zu inszenieren. Dabei lässt er Washington Raum, sich in seiner Rolle zu entfalten, und ermöglicht es dem Zuschauer, die innere Entwicklung seiner Figur zu verfolgen.

Denzel Washington ist die Idealbesetzung
Denn eine bessere Besetzung als Washington kann man sich für die Kinoverfilmungen nicht wünschen, passt dieser Charakter doch perfekt zu dem Ausnahmeschauspieler. Auch in „The Equalizer 3“ beeindruckt er mit einer vor Charisma nur so strotzenden Performance. Der Oscarpreisträger verleiht seiner Figur des Rächers im Ruhestand mit ausgeprägtem moralischem Kompass eine unverwechselbare Tiefe. In dieser Mischung aus Spannung, Drama und Action, gepaart mit einem Hauch Sozialromantik, dominiert Washington die Szenerie.
Seine Darstellung greift erneut auf eine ernsthafte Herangehensweise zurück, bei der die Entwicklung seines Charakters über die drei Filme hinweg für aufmerksame Zuschauer deutlich sichtbar ist. Trotz seiner unerschütterlichen Energie und seines Temperaments zeigt seine Figur keine exzentrischen oder auffälligen Ausbrüche. Die Gewaltexzesse, die plötzlich kommen können, sind dennoch kontrolliert und geschehen innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde. In einer Szene warnt er den überheblichen Mafia-Schergen Marco in einem vollbesetzten Lokal, von den Bewohnern abzulassen. Der Gangster unterschätzt den alten Mann und muss dafür bitter büßen. In Situationen wie diesen spielt Washington den „Crowd Pleaser“.
Superheld ohne übernatürliche Superkräfte
Die Art und Weise, wie „The Equalizer“ seine innere Realität aufbaut, macht McCall zu einem Superhelden ohne übernatürliche oder technologische Superkräfte, aber mit Fähigkeiten, die über die eines gut ausgebildeten Menschen hinausgehen. Das kleine (fiktive) sizilianische Dorf, in dem die Handlung spielt, unterscheidet sich in Sachen Korruption kaum von den düsteren amerikanischen Kriminaltätsmetropolen. Die Exekutivorgane sind hier bedeutungslos, egal wie gesetzestreu sie sind. Obwohl es das Motiv der Selbstjustiz ist, das McCall begleitet und seinen übermenschlichen Charakter offenbart, ist er weit entfernt von der Bitternis eines Liam Neeson in „96 Hours – Taken“ oder der Volkstümlichkeit eines Charles Bronson in „Ein Mann sieht rot“. Die seltsame Realität der „Equalizer“-Filme ordnet sich paradoxerweise in ein klares mythologisches Universum ein, und dies ist ein weiterer Beleg für die Wirkmächtigkeit der bereits erwähnten kreativen Dreifaltigkeit.

Die Nebenfiguren sind die Schwachstellen
Dennoch hat „The Equalizer 3“ auch seine Schwächen. Mit Ausnahme von McCall, der die volle Aufmerksamkeit verdient, bleiben viele der anderen Charaktere in ihren begrenzten Rollen stecken. Die Beziehung zu den Dorfbewohnern schrammt verdächtig oft an der Folklore vorbei, aber zumindest zu der jungen CIA-Agentin, gespielt von Dakota Fanning („Once Upon A Time in Hollywood“), baut McCall eine in Ansätzen spannende Beziehung auf, die nicht ganz entschlüsselt werden kann (und soll). Die Wiedervereinigung der beiden Stars aus dem Rache-Thriller „Mann unter Feuer“ (2004) ist sehenswert. Fast ins Lächerliche gezogen werden dagegen die örtlichen Mafiosi, denn warum ausgerechnet das kleine, friedliche Altamonte so wichtig für den Aufstieg der Camorra sein soll, wird nur bedingt klar. Hier ist das Klischee ganz nah.
Fazit: Mit dem atmosphärischen „The Equalizer 3“ setzt Regisseur Antoine Fuqua trotz kleinerer Schwächen einen insgesamt überzeugenden Schlusspunkt unter eine brutale Rache-Trilogie, die ganz von der überragenden Präsenz Denzel Washingtons lebt.
Deutscher Kinostart von „The Equalizer 3 – The Final Chapter“: 31. August 2023
Wertung | 3,5 / 5 |
---|---|
Produktionsland | USA/Italien 2023 |
Cast & Crew
Denzel Washington
Dakota Fanning
David Denman
Remo Girone
Eugenio Mastrandrea
Sonia Ben Ammar
Gaia Scodellaro
Andrea Scarduzio
Andrea Dodero
Salvatore Ruocco
Alessandro Pess
Regie
Drehbuch
Kommentar verfassen
We Recommend
Der als Franchise-Abschluss konzipierte, hyperstilistische und ultrabrutale Action-Thriller „John Wick: Kapitel 4“ ist ein unfassbar gutaussehendes Todesballett.
„Operation Fortune“ ist die satirisch angehauchte Variante von „Mission: Impossible“ – eine Spionage-Komödie zwischen stahlharter Action und flotten ironischen Sprüchen.
Filmkritik zu Tommy Wirkolas „Violent Night“: ein Crossover aus Weihnachtsfilm und Horror-Slasher!
There are no reviews yet.