Scream VI

2023121 minab 18,

Intelligent-nostalgischer Slasher, der noch brutaler und lustiger als der Vorgänger ist

Nach „Scream 4“ (2011) lag das legendäre Horror-Franchise, das 1996 mit Wes Cravens „Scream“ einen modernen Genre-Klassiker hervorbrachte, mehr als zehn Jahre brach – bis die „Ready Or Not“-Regisseure Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett die Reihe aus ihrem Dornröschenschlaf erweckten und mit „Scream 5“ im Jahr 2022 sowohl inhaltlich als auch an den Kinokassen erfolgreich reanimierten. Und weil die Schlagzahl bei Horror-Sequels so hoch ist wie nirgendwo sonst, kommt bereits ein Jahr später mit „Scream VI“ eine weitere Fortsetzung in die Kinos. Und das Regie-Duo enttäuscht keineswegs: Der clevere Slasher bietet launige FSK-18-Unterhaltung, strotzt vor Meta-Anspielungen und ist sogar noch etwas stärker als das Revival der Reihe. Die Mischung aus nostalgischem Flair und modernem Horrorfilm überzeugt.

In einer dunklen New Yorker Gasse verliert die Filmprofessorin Laura Crane (Samara Weaving) ihr Leben – aufgeschlitzt von einem Ghostface-Killer, weniger als ein Jahr nach der jüngsten Woodsboro-Mordserie. Die vier Überlebenden des damaligen Massakers leben nun ebenfalls im Big Apple – Sam Carpenter (Melissa Barrera) und ihre jüngere Schwester Tara (Jenna Ortega) sowie die Zwillinge Chad (Mason Gooding) und Mindy Meeks-Martin (Jasmin Savoy Brown). Zusammen mit ihren Freunden Anika (Devyn Nekoda) und Ethan (Jack Champion) sind die Studenten auf einer Uni-Party, als Sam wegen der neuen Morde, die bereits durch die Medien gehen, angefeindet wird. Sie soll selbst die Täterin sein, behaupten viele. Ihre Mitbewohnerin Quinn (Liana Liberato) ruft ihren Vater Wayne Bailey (Dermot Mulroney) zu Hilfe, der Detective bei der New Yorker Polizei ist. Und als weitere Morde geschehen, mischt auch die Woodsboro-geplagte Star-Reporterin Gale Weathers (Courtney Cox) mit. Doch damit nicht genug: Plötzlich taucht unerwartet Kirby Reed (Hayden Panettiere) wieder auf – das ehemalige Ghostface-Opfer ist jetzt FBI-Agentin!

Mason Gooding, Jenna Ortega, Jasmin Savoy Brown, Devyn Nekoda und Melissa Barrera in „Scream VI“ (© Paramount Pictures)

Die „Scream“-Erfolgsformel

Seit der erste „Scream“-Film 1996 Kultstatus erlangte, hat sich die Reihe zu einem echten Klassiker des Horrorgenres entwickelt. Die Kombination aus blutigen Morden, raffinierten Plots und einer gehörigen Portion schwarzem Humor hat die Fans elektrisiert und die Filme erfreuen sich auch nach mehr als 20 Jahren noch großer Beliebtheit. Das Besondere ist, dass „Scream“ nicht den typischen Horrorklischees folgt, sondern diese auf intelligente und witzige Weise dekonstruiert. So werden beispielsweise die Regeln des Horrorfilms selbst immer wieder thematisiert und gebrochen. Die Figuren sind keine dummen Teenager, die sich leichtfertig in Gefahr begeben, sondern versuchen selbst, den Mörder zu entlarven. Die Killer in den „Scream“-Filmen unterscheiden sich von den üblichen Horrorfilm-Psychopathen, sie sind intelligent, manipulativ und haben meist eine persönliche Motivation für ihre Taten. Dadurch wird die Handlung komplexer und es entsteht ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen Killer(n) und Protagonisten.

Diskussionen um die Legacy-Charaktere

Dieses Konzept zieht sich durch alle sechs Filme! Die meisten Hauptdarsteller aus „Scream V“ sind auch in Teil VI wieder mit von der Partie – das schafft eine gewisse Vertrautheit für die neue Generation von Fans, die mit der Wiederbelebung des Franchise hinzugekommen sind. Und die Truppe um Melissa Barrera („In The Heights“) als Sam Carpenter, die Tochter von Ur-„Ghostface“ Billy Loomis (wieder als Geist dabei: Skeet Ulrich), trägt den Film fast wie von selbst. Brauchte es für den fünften Teil noch Legacy-Charaktere wie Sidney Prescott (Neve Campbell) und Dewey Riley (David Arquette), so ist die von „Friends“-Star Courtney Cox gewohnt ambivalent gespielte Gale Weathers die einzige Figur, die in allen Teilen zu sehen ist (abgesehen von Roger Jackson als ikonischer Ghostface-Stimme). Doch Cox ist nur Beiwerk, ein Extra! Ihre Reporterin Gale würde für eine gute Story immer noch ihre Großmutter verkaufen, findet aber im entscheidenden Moment doch stets ihren Moralkompass wieder.

Courteney Cox in „Scream VI“ (© Paramount Pictures)

Selbstreferenziell wie eh und je

Wie selbstreferentiell „Scream“ immer noch ist, lässt sich sehr gut am Thema der Legacy-Charaktere erklären. Denn die aktuellen Protagonisten sprechen fast ununterbrochen davon. Dabei hätten die Regisseure Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett sicher gerne mit Neve Campbell („The Lincoln Lawyer“) geplant, dem leidensfähigen Ur-Opfer der Reihe, schließlich verköpert sie das Franchise wie keine andere, doch die Kanadierin konnte sich mit den Produzenten nicht über die Gage einigen und stieg aus. Dafür kehrt eine alte Bekannte aus „Scream IV“ zurück: Hayden Panetierre („Nashville“), die nach fünfjähriger Schauspielpause erstmals wieder vor der Kamera stand und in „Scream VI“ eine Bereicherung ist, weil ihre plötzlich aus dem Nichts auftauchender Kirby Reed den ganzen Film über herrlich undurchsichtig bleibt.

Dritter „Scream“-Film außerhalb von Woodsboro

Teil VI ist der dritte „Scream“-Film (nach „Scream 2“ und „Scream 3“), der außerhalb von Woodsboro spielt – das belebt das Setting merklich, die Spielwiese für den oder die Killer wird dadurch größer. Trotz aller Meta-Anspielungen und Humor sind die Morde selbst noch brutaler als gewohnt und erlauben nur eine FSK-Freigabe ab 18 Jahren. Gleich zu Beginn schocken Bettinelli-Olpin und Gillett ihre Zuschauer, indem sie den ersten Ghostface-Mörder schon nach wenigen Minuten enttarnen – was sich als netter Kniff erweist, bevor das Publikum bis zum Schluss miträtseln darf, wer denn nun die wahren Killer sind – was man quasi mit den Figuren tut, die sich diese Frage auch immer wieder stellen, und sich gegenseitig verdächtigen.

Dermot Mulroney und Hayden Panettiere in „Scream VI“ (© Paramount Pictures)

Fazit: Das Franchise lebt! „Scream VI“ ist noch eine Spur blutiger, unheimlicher und lustiger als „Scream 5“ aus dem Vorjahr. Die gewohnt subtilen Verweise auf Horrorfilmklassiker und Filmtheorie machen den brutalen Whodunit-Slasher von Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett zu einem intelligent-nostalgischen Vergnügen, auch wenn man die Motive und Handlungen mancher Figuren besser nicht zu sehr hinterfragen sollte.

Deutscher Kinostart von „Scream VI“: 9. März 2023.

Wertung 3,5 / 5
Produktionsland

USA 2023

Cast & Crew

Melissa Barrera

Sam Carpenter

Jenna Ortega

Tara Carpenter

Courteney Cox

Gale Weathers

Mason Gooding

Chad Meeks-Martin

Jasmin Savoy Brown

Mindy Meeks-Martin

Dermot Mulroney

Detective Wayne Bailey

Liana Liberato

Quinn Bailey

Jack Champion

Ethan Landry

Josh Segarra

Danny Brackett

Devyn Nekoda

Anika Kayoko

Henry Czerny

Dr. Christopher Stone

Tony Revolori

Jason Carvey

Samara Weaving

Laura Crane

Skeet Ulrich

Billy Loomis

Jack Quaid

Richard „Richie“ Kirsch

Roger L. Jackson

Ghostface (Stimme)

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