Rocky

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Ein ikonisches Boxer-Drama und die unwiderstehlichste Underdog-Geschichte Hollywoods

Underdog-Storys gibt es im Kino viele, sie sind fast ein eigenes Subgenre, aber keine ist so ikonisch wie das Boxer-Drama „Rocky“, das den damals nahezu unbekannten Hauptdarsteller Sylvester Stallone, der auch das Drehbuch schrieb und die treibende Kraft hinter dem Projekt war, zum Star machte. Denn auch die Produktion selbst ist eine Außenseiter-Geschichte: Für nur eine Million Dollar gedreht, gewann das raue Meisterwerk drei Oscars – für den besten Film, die beste Regie (für John G. Avildsen) und den besten Schnitt. Das Franchise samt „Creed“-Spin-off besteht bis heute (zuletzt: „Creed III – Rocky’s Legacy“). Die Welt des Boxens ist prädestiniert für Erzählungen über Legenden und Underdogs, aber inspirierender als die von Rocky Balboa, einem mäßig erfolgreichen Boxer aus der Unterschicht Philadelphias, der völlig unerwartet die Chance seines Lebens bekommt, ist keine. „Rocky“ eroberte die Herzen eines weltweiten Publikums und definierte den Sportfilm als großes Charakterdrama neu – dank des herausragenden Drehbuchs von Stallone und der authentischen schauspielerischen Leistungen auf der Leinwand. „Rocky“ ist ein atmosphärischer Meilenstein – und der beste Film des Franchise, das bisher sechs „Rocky“-Filme und drei „Creed“-Spin-offs umfasst.

Der Amateurboxer Rocky Balboa (Sylvester Stallone) schlägt sich in einem heruntergekommenen Viertel von Philadelphia mit Gelegenheitsjobs als Geldeintreiber für den Kredithai Gazzo (Joe Spinell) durch. Seine Sportlerkarriere tritt auf der Stelle. Sein Trainer Mickey Goldmill (Burgess Meredith) meint, ihm fehle der letzte Biss, obwohl er Talent habe. Er verweigert ihm weitere Unterstützung. Währenddessen versucht Rocky, der äußerst schüchternen Zoohandlungsverkäuferin Adrian (Talia Shire) näher zu kommen. Ihr älterer Bruder Paulie (Burt Young) drängt Rocky, ihn mit Gazzo bekannt zu machen, weil er dort einsteigen will – statt im Schlachthaus zu arbeiten. Doch eines Tages ergibt sich eine so unerwartete Chance, dass sich Rockys Leben ändert. Der amtierende und seit Jahren ungeschlagene Schwergewichtsweltmeister Apollo Creed (Carl Weathers) sucht einen neuen Gegner für einen Weltmeisterschaftskampf, nachdem sein ursprünglicher Kontrahent verletzungsbedingt ausfällt. Zum 200. Jahrestages der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten will Apollo am Neujahrstag 1976 einem unbekannten Amateurboxer aus Philadelphia die Chance auf einen Titelkampf geben. Die Wahl fällt auf den „italienischen Hengst“ Rocky Balboa. Der verträgt sich wieder mit seinem Trainer Mickey und beginnt zum ersten Mal in seinem Leben ernsthaft zu trainieren. Der große Kampf verläuft dann anders, als alle dachten.

Sylvester Stallone und Talia Shire in „Rocky“ (© Chartoff-Winkler Productions)

Chuck Wepners Kampf ist das Vorbild für Rocky Balboa

Der Boxer Chuck Wepner mag für viele Menschen ein unbekannter Name sein, aber zumindest einen Teil seiner Geschichte kennt jeder Kinofan unbewusst, weil sie Hollywood inspirierte. Er war ein mittelmäßig erfolgreicher Boxer, der zwischen 1964 und 1978 aktiv war. Wegen seiner Neigung, sich leicht zu verletzen, nannte man ihn den „Bayonne Bleeder“. Er hatte nie viel Glück im Ring. Zwar war seine Bilanz am Ende seiner Karriere respektabel (35 Siege, 14 Niederlagen, zwei Unentschieden in 51 Kämpfen), aber es waren gerade seine Niederlagen, die ihn unvergesslich machten. Eine davon wurde episch: Wepner gegen Ali. Es war der 24. März 1975, der Titel im Schwergewicht stand auf dem Spiel. Die Buchmacher sahen natürlich Muhammad Ali als riesigen Favoriten. Er gewann auch, aber erst durch technischen K.o. in der 15.! Wepner hatte sich 15 Runden lang gegen den größten Boxer aller Zeiten störrisch zur Wehr gesetzt und ihn einmal auf die Bretter geschickt. Wepners glorreiche Leistung beeindruckte Sylvester Stallone so sehr, dass er sich von der Grundidee inspirieren ließ und das Drehbuch zu „Rocky“ schrieb.

Mitreißende Schauspieler

„Rocky“ zeichnet sich nicht nur durch seine elektrisierende Geschichte aus, sondern auch durch die Art und Weise, wie sie erzählt wird. Regisseur John G. Avildsen („Karate Kid“) nimmt sich viel Zeit, um die Charaktere zu entwickeln und ihre Beweggründe zu erfassen. Stallone als Rocky verkörpert perfekt den „Jedermann“, der nach einer Chance sucht, sein Potenzial zu entfalten. Seine ungeschliffene schauspielerische Leistung ist außergewöhnlich und verleiht der Figur Tiefe und Authentizität. Dieser einfache Rocky Balboa ist zwar nicht frei von Fehlern und auch ein gewisses Phlegma hat ihn bisher gehemmt, aber darunter pocht ein riesiges Kämpferherz, das diese Figur über die Jahrzehnte so unglaublich populär gemacht hat.

Sylvester Stallone und Carl Weathers in „Rocky“ (© Chartoff-Winkler Productions)

Stallone wollte das Projekt unbedingt an den Start bringen. Er akzeptierte sogar eine niedrige Gage, um sicherzustellen, dass der Film gemacht werden konnte. Die Dreharbeiten fanden größtenteils in den Straßen von Philadelphia statt. Stallone brachte seine Leidenschaft und Entschlossenheit in die Rolle ein, indem er sich intensiv auf das Boxtraining vorbereitete. Sein Körperbau und seine Darstellung waren so überzeugend, dass er das Publikum von Anfang an als Underdog Rocky Balboa fesselte.

Boxen dominiert erst im Finale

Aber auch Avildsens Regiearbeit ist bemerkenswert. Er schafft eine unglaublich realistische und beklemmende Atmosphäre in den Straßen von Philadelphia, die Rockys Kampf um Würde und Anerkennung noch ergreifender macht. So steht „Rocky“ trotz seiner DNA als Sportfilm in der Tradition der Charakterdramen des 70er-Jahre-Kinos. Nicht umsonst wurden die Schauspieler Stallone, Talia Shire, Burgess Meredith und Burt Young für den Oscar nominiert. Nicht die legendären Boxszenen bestimmen den Film, sondern die Geschichte von Rockys Kampf um Anerkennung. Nach einer kurzen Boxsequenz zu Beginn dominiert der Sport in seiner ganzen archaischen Brutalität erst wieder im großen Finale, das dann aber einen zentralen Teil der Erzählung einnimmt und das Publikum emotional von den Sitzen reißt. Nachdem Rocky dem Champ zunächst wenig entgegenzusetzen hat und nur einstecken muss, landet er irgendwann völlig unvermittelt knallharte Treffer von roher Gewalt, die einen ungläubigen Apollo schwer zusetzen, sodass sich ein offener Kampf entwickelt.

Treppenszene wird ikonisch

„Rocky“ glänzt nicht nur durch seine Story, sein Schauspiel oder seine Emotionen. Die Kameraarbeit, insbesondere in der berühmten Treppenszene, in der Rocky einen Trainingslauf beendet, ist ikonisch und hat das Bild des triumphierenden Helden geprägt. Auch die Filmmusik von Bill Conti verdient besondere Erwähnung. Die berühmte Fanfare „Gonna Fly Now“ wurde zum Symbol für Entschlossenheit und Siegeswillen. Doch Contis Musik geht weit über diese eine Melodie hinaus. Er fängt die Emotionen und die Intensität des Boxkampfes perfekt ein und trägt dazu bei, die Zuschauer auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitzunehmen.

Sylvester Stallone und Burgess Meredith in „Rocky“ (© Chartoff-Winkler Productions)

Zeitlose Botschaft

Die Aussage des Films hat kein Ablaufdatum. Das Drama erzählt von der Bedeutung von Entschlossenheit, harter Arbeit und der Fähigkeit, über sich selbst hinauszuwachsen. Rocky Balboa ist ein Held, mit dessen unermüdlichem Streben nach Erfolg und Würde sich jeder identifizieren kann. Seine Leistung im Ring geht über den Sport hinaus und wird zu einem Sieg des menschlichen Geistes.

Fazit: „Rocky“ ist nicht nur ein grandioser Sportfilm, sondern auch eine brillante Charakterstudie und ein zeitloser Klassiker des Erzählkinos. Mit einer packenden Story, herausragenden schauspielerischen Leistungen, einer beeindruckenden Inszenierung und einer unvergesslichen Filmmusik hat dieser Film Generationen von Zuschauern begeistert. Rocky Balboa ist ein Held für die Ewigkeit, und sein Vermächtnis wird weiterleben, solange es Menschen gibt, die nach Hoffnung und Selbstverwirklichung streben.

Deutscher Kinostart von „Rocky“: 1. April 1977.

Wertung5 / 5
Produktionsland

USA 1976

Cast & Crew

Sylvester Stallone

Rocky Balboa

Talia Shire

Adrianna „Adrian“ Pennino

Burt Young

Paulie Pennino

Carl Weathers

Apollo Creed

Burgess Meredith

Michael „Mickey“ Goldmill Thayer David: Jergens

Tony Burton

Tony „Duke“ Evers

Joe Frazier

Als er selbst

Michael Dorn

Apollo Creeds Bodyguard

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