Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil 1

2023164 minab 12, ,

Meisterhafte Mainstream-Unterhaltung mit höllischer Spannung

Was kommt noch, wenn alle Stunts gemacht und alle Spektakel ausgereizt sind? Kein Problem für Tom Cruise und Christopher McQuarrie, die derzeit treibenden Kräfte hinter dem „Mission: Impossible“-Franchise. Extravagante Verfolgungsjagden, U-Boote, Züge, die in Abgründe stürzen … und einer der gefährlichsten Stunts, den je ein Hollywood-Superstar höchstpersönlich absolviert hat: Cruise springt in den Tiroler Bergen mit einem Motorrad in einen gähnenden Abgrund und rettet sich mit einem Fallschirm in letzter Sekunde. Auf diesem Signature Move basierte die gesamte Marketingkampagne zu „Mission: Impossible: Dead Reckoning Part 1“, dem siebten Teil der beliebten Agenten-Action-Thriller-Reihe. Regisseur McQuarrie ist es tatsächlich gelungen, dem seit 1996 bestehenden Franchise etwas noch Neues abzugewinnen, denn „Mission: Impossible 7“ ist über 164 Minuten der spannendste Actionfilm des Jahres. Der Filmemacher jagt seine Figuren in einem Höllentempo um den Globus, so dass „Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil 1” mit einem grandiosen Unterhaltungswert glänzt, der die im Vergleich dazu nur solide Storyerzählung in den Hintergrund treten lässt.

Als die russische Armee in der Barentssee das für Feinde praktisch unsichtbare Atom-U-Boot „Sewastopol“ testet, kommt es zu einem Unfall, bei dem die neue Wunderwaffe zerstört wird – alle Besatzungsmitglieder sterben. In Amsterdam erhält IMF-Agent Ethan Hunt (Tom Cruise) von CIA-Direktor Eugene Kittridge (Henry Czerny) den Auftrag, die abtrünnige IM6-Agentin Ilsa Faust (Rebecca Ferguson) in der arabischen Wüste aufzuspüren und einen Teil eines geheimnisvollen Schlüssels sicherzustellen. Dieser soll in Kombination mit einem weiteren Schlüssel eine gigantische Bedrohung für die Sicherheit der Welt freisetzen – kontrolliert von einer Entität, einer hoch entwickelten künstlichen Intelligenz, die plötzlich auf eigene Rechnung arbeitet und bereits das russische U-Boot auf dem Gewissen hat. Die Mächte der Welt erhoffen sich von den beiden Schlüsseln Zugang zu dieser allmächtigen Waffe, von der niemand genau weiß, was sie ist und wo sie sich befindet. Nachdem Ethan den ersten Teil des Schlüssels von seiner Freundin Ilsa Faust erhalten hat, scheitert er bei dem Versuch, den zweiten Part der Diebin Grace (Hayley Atwell) mit Hilfe seiner Mitstreiter Benji Dunn (Simon Pegg) und Luther Stickell (Ving Rhames) am Flughafen von Abu Dhabi abzunehmen. Auch der mysteriöse Gabriel (Esai Morales) ist in das Verwirrspiel verwickelt. Doch Grace verrät Ethan und flieht nach Rom – der IMF-Agent und seine Komplizen folgen ihr in die italienische Hauptstadt.

Tom Cruise, Ving Rhames und Simon Pegg in „Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil 1“ (© Paramount Pictures)

Tom Cruise ist und bleibt der große Star von „Mission: Impossible“

In den Superheldenfilmen, die in den vergangenen Jahren die Kinowelt beherrschten, sind ebenfalls große Stars am Start, aber bei Marvel und DC sind die Filme immer größer als die Schauspieler. Nicht so bei „Mission: Impossible“, denn Tom Cruise („Top Gun: Maverick“) ist das Franchise. Die Energie, der Perfektionismus und die Professionalität, mit der sich der Superstar und Produzent ins Zeug legt, sind branchenweit unerreicht. Für den zentralen Motorrad-Fallschirm-Stunt absolvierte Cruise zuvor 500 Fallschirm-Trainingssprünge und übte auf einem eigenen Parcours 13.000-mal die Anfahrt zur Klippe, um den richtigen Winkel zu erwischen! Den Sprung in die Tiefe selbst hat Cruise achtmal gemacht. Heißt: Er ist ein Besessener, der für sein Publikum bis an die Grenzen geht. Diesen Spirit spürt man in „Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil 1“ in jeder Szene. Cruise und sein Regisseur Christopher McQuarrie (Autor von „Die üblichen Verdächtigen“), der bereits die „Mission: Impossible“-Teile „Rogue Nation“ und „Fallout“ inszenierte, wollen dem Publikum ein Feuerwerk bieten. Entertainment first! Und das gelingt hier perfekt, denn auch der ironische Humor kommt nicht zu kurz.

Zweiteiler „Dead Reckoning“ in einem Rutsch gedreht

„Dead Reckoning Teil 1“ wurde wegen der Pandemie entgegen ursprünglicher Planung nicht in einem Rutsch mit „Dead Reckoning Teil 2“ (Kinostart: 27. Juni 2024) gedreht. Dennoch gehören beide Werke untrennbar zusammen, aber trotzdem findet der erste Film des Zweiteilers ein befriedigendes Ende, auch wenn die Geschichte natürlich noch nicht auserzählt ist. Mitten während Corona gedreht, sorgte die Pandemie dafür, dass das Budget (wie zuvor schon bei ähnlichen Großproduktionen wie „Fast & Furious 10“ und „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“) völlig aus dem Ruder lief. „Mission: Impossible – Fallout“ kostete 178 Millionen Dollar, der Nachfolger „Dead Reckoning Teil 1“ dagegen astronomische 291 Millionen! Der Qualität des Films tut das kommerzielle Problem letztlich keinen Abbruch – aber der Preissprung ist auf der Leinwand kaum sichtbar.

Tom Cruise und Hayley Atwell in „Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil 1“ (© Paramount Pictures)

Die Action-Set-Pieces sind größer als die reine Story

Die Story selbst ist solide Genrearbeit und folgt, wie so oft bei Spionagegeschichten, dem MacGuffin-Prinzip – alle Parteien jagen einem mysteriösen Gegenstand hinterher, in diesem Fall einem zweigeteilten Schlüssel, der die Macht über eine Superwaffe freisetzen soll. Im Prinzip geht es aber nur darum, die verschiedenen Interessengruppen in Bewegung zu bringen. Und wenn als Preis die gute alte Weltherrschaft winkt, die mit der ominösen Waffe errungen werden kann, ist niemand zimperlich. Weder die CIA, noch der MI6, noch die offizielle Schurkenseite um den Verbrecher Gabriel. Auch wenn die westlichen Geheimdienste hier selbst in der Grauzone agieren, bleiben die Hintergründe der auf künstlicher Intelligenz basierenden Entität unscharf. Vielmehr wird sie als übermächtiger Endgegner für den IMF-Agenten Ethan Hunt und seine Gefolgschaft aufgebaut. Dabei verliert McQuarrie die DNA der Serie nicht aus den Augen. Vor allem zu Beginn sorgen einige herrlich unterhaltsame Maskenszenen für „Mission: Impossible“-Feeling der alten Schule.

McQuarrie liefert sensationelle Spannung bei Flughafensequenz

Ansonsten schickt der Regisseur seine Figuren in rasantem Tempo von einer Verfolgungsjagd in die nächste und inszeniert dabei atmosphärisch so dicht, dass die erste zentrale Konfrontation (nach einer spektakulären Wüstensturmschießerei) um die Schlüsselübergabe am Flughafen von Abu Dhabi ganz nah an die legendäre CIA-Einbruchssequenz aus „Mission: Impossible“ (1996) heranreicht. Die Raffinesse, mit der in Bruchteilen von Sekunden Befindlichkeiten gewechselt und neue Fakten geschaffen werden, ist atemberaubend. Das macht einfach Spaß. Die Autoverfolgungsjagd in Rom gehört dagegen eher zum Standardrepertoire solcher Materialschlachten. Eine weitere Besonderheit hat sich McQuarrie für den letzten Teil des Films aufgehoben – eine haarsträubend rasante Zugverfolgungsjagd mit einer phänomenalen Waggon-Absturz-Sequenz. Der Regisseur kitzelt alles an Spannung raus, was drin ist.

Bekannte Gesichter und eine neue Action-Heroine

Tom Cruise läuft wie schon in „Mission: Impossible: Fallout“ zur Höchstform auf, sein Ethan Hunt ist ein loyaler Anführer, der sich in erster Linie seinem Team verpflichtet fühlt. Der Vergleich mit Superagent 007 James Bond drängt sich oft aufgrund der Überhöhung auf, auch wenn beide unterschiedliche Charaktere sind. Die Chemie mit seinen bewährten Mitstreitern Simon Pegg („Star Trek“), Ving Rhames („Pulp Fiction“) und Rebecca Ferguson („Dune“) stimmt jedenfalls, was sich auch in den humorigen Szenen widerspiegelt. Als Bonus darf die großartige Vanessa Kirby („The Crown“) als weiße Witwe Alanna Mitsopolis noch am Rande mitmischen, spielt aber wie Ferguson als Ilsa Faust nur eine Nebenrolle, denn Franchise-Neuling Hayley Atwell („Doctor Strange In The Multiverse Of Madness“) ist die neue First Lady von „Mission: Impossible“. In Sachen Charisma kann sie zwar nicht ganz mit Kirby mithalten, aber mit ihrer erfrischenden Schlitzohrigkeit ist sie mehr als nur ein Anhängsel von Ethan Hunt, der von der raffinierten Diebin Grace ein ums andere Mal düpiert wird, was hier und da sogar für klassische Screwball-Momente sorgt.

Tom Cruise and Vanessa Kirby in „Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil 1“ (© Paramount Pictures)

Bösewicht hat nicht die Qualität wie in „Mission: Impossible: Fallout“

Auf der Bösewicht-Seite kann „Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil 1“ nicht ganz mit dem Maßstäbe setzenden Vorgänger „Mission: Impossible – Fallout“ (mit Henry Cavill) mithalten, aber Esai Morales („How To Get Away With Murder“) liefert eine ordentliche Vorstellung ab. Der weitaus mächtigere Gegner ist die Entität, eine KI, vor der nichts sicher ist. Es gibt keine Kommunikation, die sie nicht manipulieren könnte. Diese Gefahr wirkt einerseits abstrakt und unwirklich, aber durch die Verbindung mit ihrem Handlanger Gabriel entsteht schon ein Gefühl der Bedrohung.

Fazit: „Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil 1“ ist meisterhafte Mainstream-Unterhaltung und gehört zu den drei besten Filmen der „Mission: Impossible“-Reihe (neben Teil 1 und 6). An die sensationelle Intensität des Duells zwischen Tom Cruise und Henry Cavill in „Fallout“ kommt der Spionage-Actioner vielleicht nicht ganz heran, dafür dreht Regisseur Christopher McQuarrie in den Actionszenen wie ein Berserker an der Spannungsschraube.

Deutscher Kinostart von „Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil 1“: 14. Juli 2023.

Produktionsland

USA 2023

Cast & Crew

Tom Cruise

Ethan Hunt

Simon Pegg

Benji Dunn

Ving Rhames

Luther Stickell

Henry Czerny

Eugene Kittridge

Shea Whigham

Jasper Briggs

Vanessa Kirby

Alanna Mitsopolis

Frederick Schmidt

Zola Mitsopolis

Cary Elwes

DNI Delinger

Charles Parnell

NRO-Vertreter

Mark Gatiss

NSA-Vertreter

Rob Delaney

JSOC-Vertreter

Indira Varma

DIA-Vertreterin

Marcin Dorocinski

Kapitän der Sewastopol

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