Meg 2: Die Tiefe

Ein erstaunlich ernstafter B-Movie-Blockbuster, der gerne trashiger hätte sein dürfen

Seit dem soliden kommerziellen Erfolg des Sci-Fi-Action-Thrillers „The Meg“, der 2018 mit einem Budget von 130 Millionen Dollar weltweit 530 Millionen einspielte, laufen die Planungen für die Fortsetzung. Die Pandemie erschwerte das Vorhaben, aber fünf Jahre später ist die Fortsetzung des Megahai-Reißers mit „Meg 2: Die Tiefe“ doch noch am Start. Eigentlich genug Zeit, um aus den Fehlern des erstaunlich zahmen Originals zu lernen, doch obwohl mit Ben Wheatley („High Rise“) ein neuer Mann am Ruder steht, hat sich konzeptionell nicht viel geändert. Zwar versucht der Indie-Regisseur bei seinem Tauchgang in die Welt der prähistorischen Riesenhaie ein Spektakel voller Adrenalin, absurdem Humor und actiongeladenem Trash zu inszenieren und den Erzählton mit einigen halbwegs coolen Onelinern aufzulockern, doch leidet auch „Meg 2: Die Tiefe“ unter einer seltsamen Ernsthaftigkeit, die den Film oft bremst. Dummerweise beißt sich dieser spaßreduzierte Ansatz mit dem hanebüchenen Drehbuch, das vogelwild Elemente aus „Der weiße Hai“ mit „Jurassic Park“, „Abyss“ und Jules Verne zusammenmengt, ohne daraus etwas auch nur ansatzweise Kohärentes zu kreieren. Was allerdings stimmt, ist neben ordentlichen CGI-Effekten und einem überzeugenden Finale die Buddy-Movie-Chemie zwischen Jason Statham, Chinas Superstar Wu Jing und Cliff Curtis – das macht das Sequel von „The Meg“ über weite Strecken recht unterhaltsam.

Fünf Jahre sind mittlerweile seit den Megadolon-Ereignissen vergangen. Der ehemalige Rettungstaucher Jonas Taylor (Jason Statham) engagiert sich inzwischen als radikaler Aktivist gegen Ökoterroristen, die radioaktiven Müll auf offener See entsorgen wollen. Als Jonas, der sich nach dem Tod seiner Partnerin Suyin Zhang (Li Bingbing) um deren Teenager-Tochter Meiying (Shuya Sophia Cai) kümmert, auf der Forschungsplattform Mana One vorbeischaut, geht es für ihn bald zurück ins Meer. Bei einer Tiefsee-Expedition mit Mini-U-Booten bricht ein Team in die untersten Schichten des Marianengrabens auf und stößt dabei auf etwas Unerwartetes. Nicht nur, dass der hauseigene Manga-One-Megadolon Haiqi ausgebrochen ist und in die Tiefe schwimmt – auf dem Meeresgrund entdeckt die Gruppe um Jonas, Meiyings Onkel Jiuming Zhang (Wu Jing) und James Mackreides (Cliff Curtis) eine Tiefseestation, in der illegal Seltene Erden abgebaut werden. Die Ausbeuter sind wenig erfreut über die Gesellschaft. Und dann tauchen auch noch weitere Megadolons auf.

Jason Statham in „Meg 2: Die Tiefe“ (© Warner Bros.)

Erst im Finale erreicht „Meg 2: Die Tiefe“ die volle Betriebstemperatur

Die Fortsetzung des 2018er-Hits „The Meg“ setzt auf bewährte Elemente: Jason Statham kehrt als unverwüstlicher Jonas Taylor zurück, der es erneut mit den mächtigen Meeresbewohnern aufnimmt. Doch schnell wird klar, dass „Meg 2: Die Tiefe“ mehr sein will als eine dem Budget von 129 Millionen Dollar angemessene Aneinanderreihung von Unterwasser-Actionsequenzen. Zu selten jedoch gelingt die Balance zwischen trashiger Unterhaltung und totaler Überdrehtheit – so richtig eigentlich nur im wirklich spaßigen Finale auf „Fun Island“, das nach einer praktisch geschlossenen Handlung angeklatscht wird (in der Buchvorlage „The Trench“ von Steve Alten kommt dieser Erzählstrang nicht vor). In dem paradiesischen Resort wimmelt es nur so von Megadolon-Futter, um das sich Riesenhaie und Dinosaurier (!) streiten. Wenn Jonas dann auf einem Jetski mit einer hochexplosiven Harpune auf Megahai-Jagd geht (ACHTUNG: Kein SPOILER, da die Szene bereits im Trailer zu sehen war), ist der Trash-Höhepunkt erreicht. Jetzt drehen alle Beteiligten endlich völlig frei.

Ein Film zwischen den Welten

Zuvor bemüht sich der Indie-erfahrene Regisseur Wheatley, seinem Blockbuster-Debüt eine eigene Note zu verleihen, scheint sich aber manchmal nicht sicher zu sein, wie tief er ins Reich des Trashkinos eintauchen soll. Die Mischung aus absurden Stunts, dialoglastigen Szenen und guten visuellen Effekten führt zu einem wechselhaften Ergebnis. Während einige Momente den Zuschauer zum Lachen bringen, wirken andere eher deplatziert und überambitioniert. So ist „Meg 2: Die Tiefe“ letztlich ein Film, der zwischen den Welten taucht – mal tief in den Abgründen des Trashs, mal an der Oberfläche der Ernsthaftigkeit. Trotz seiner Höhen und Tiefen ist er unterhaltsam genug.

Jason Statham und Shuya Sophia Cai in „Meg 2: Die Tiefe“ (© Warner Bros.)

Jason Statham und Wu Jing harmonieren gut

Der charismatische Haudegen Jason Statham („Operation Fortune“) spult als stoischer Jonas Taylor sein Action-Standardprogramm ab und harmoniert gut mit dem chinesischen Superstar Wu Jing („Die wandernde Erde“, „Wolf Warrior“), der als cooler Sprücheklopfer und zweite Identifikationsfigur gefällt. Doch auch der Actionstar kann nicht immer darüber hinwegtäuschen, dass „Meg 2: Die Tiefe“ bisweilen im Schatten seiner eigenen Vorgeschichte steht. Die Fülle an Charakteren und Nebenhandlungen trägt nicht immer zur Tiefe der Erzählung bei, sondern verkompliziert das Ganze eher – zumal der simple Verschwörungsplot zu keiner Sekunde einen Funken Glaubwürdigkeit versprüht, weil hier ebenso tief in die Klischeekiste gegriffen wird wie bei der Darstellung der bräsigen Bösewichte. 

Mischung aus Ernsthaftigkeit und irrer Urzeit-Action funktioniert nicht

Ein besonderer Kritikpunkt ist die Zurückhaltung bei der Hai-Action. Während der erste Film wenigstens mit spektakulären Angriffen aufwartete, bietet die Fortsetzung zwar mehr Megadolons, einen Riesenkraken und Dinosaurier, die direkt aus „Jurassic Park“ entsprungen zu sein scheinen, aber erzählerisch konzentriert sich „Meg 2: Die Tiefe“ zu oft auf die lahmen zwischenmenschlichen Konflikte. Da diese Anflüge ernsthafter Dramaturgie auch angesichts der haarsträubenden Präsenz diverser prähistorischer Tiere kaum funktionieren, bleiben diejenigen enttäuscht zurück, die sich auf ein blutiges und actionreiches Hai-Spektakel gefreut haben. So muss Jonas den ganzen Film über auf seine freche 14-jährige Ziehtochter Meiying aufpassen, die sich natürlich nie an seine Erziehungsratschläge hält. Aber auch das darf als eines von vielen Zugeständnissen an chinesische Sehgewohnheiten gewertet werden, schließlich gaben die Geldgeber aus Fernost hier so sehr den Ton an, dass Teile des Films auf Chinesisch gedreht wurden – zum Beispiel immer dann, wenn Meiying mit ihrem draufgängerischen Onkel Jiuming spricht.

Page Kennedy, Cliff Curtis und Skyler Samuels in „Meg 2: Die Tiefe“ (© Warner Bros.)

Fazit: Regisseur Ben Wheatley versucht in seinem durchaus unterhaltsamen, aber nie kohärenten Science-Fiction-Action-Thriller „Meg 2: Die Tiefe“ der haarsträubenden Handlung eine ernste Note zu verleihen, die jedoch nicht immer nahtlos mit der trashigen B-Movie-Atmosphäre harmoniert.

Deutscher Kinostart von „Meg 2: Die Tiefe“: 3. August 2023.

Wertung 2,5 / 5
Produktionsland

USA/China 2023

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