Ein Mann namens Otto

2023127 minab 12,

Ein starker Tom Hanks hievt die Selbstmord-Tragikomödie über den Durchschnitt

Der zweifache Oscarpreisträger und Publikumsliebling Tom Hanks hat in Hollywood schon alles gesehen und erlebt. In seinen beiden jüngsten Filmen spielt der Superstar, der oft auf sympathische Rollen abonniert ist, zur Abwechslung zwei Kotzbrocken. Und doch unterscheiden sich die Charaktere wie Tag und Nacht. In Baz Luhrmanns Musiker-Biografie „Elvis“ gibt Hanks den Manager des King of Rock ‘n‘ Roll als erbärmlichen Widerling, dem kein Funken Gutes abzuringen ist. Auch der Titelheld in Marc Forsters Tragikomödie „Ein Mann namens Otto“ ist auf den ersten Blick ein furchtbarer Griesgram, der seine schlechte Laune hemmungslos an seinen Mitmenschen auslässt. Doch unter der harten Schale steckt ein großes Herz, was die Figur des selbstmordgefährdeten Witwers Otto zu einer Paraderolle für einen brillant-mürrischen Tom Hanks macht. Ansonsten ist das US-Remake des schwedischen Originals „Ein Mann namens Ove“ aus dem Jahr 2015 weniger bemerkenswert.

Der Tod seiner geliebten Frau Sonya (Rachel Keller) hat den Neu-Rentner Otto Anderson (Tom Hanks) bis ins Mark getroffen. Sein Lebensmut ist fast gänzlich erloschen. Wenn er nicht gerade seine Nachbarn mit seiner Pedanterie nervt, denkt er darüber nach, wie er sich das Leben nehmen kann. Doch selbst im Baumarkt, beim Kauf des Stricks für die geplante Erhängung, kommt es zum Streit. Als in der Nachbarschaft das mexikanische Paar Marisol (Mariana Trevino) und Tommy Mendes (Manuel Garcia-Rulfo) samt Kindern einzieht, kommt Bewegung in Ottos starre Routine. Die junge Familie braucht immer wieder Hilfe, die Otto zähneknirschend gewährt. Schließlich ist er ein hervorragender Handwerker. Mehr oder weniger zufällig scheitern mehrere Selbstmordversuche des Lebensmüden. Auch dem jungen transsexuellen Zeitungsjungen Malcolm (Mack Bayda) gelingt es, an den grimmigen Witwer heranzukommen. Dazu terrorisiert die Hausverwaltung seine Nachbarin Anita (Juanita Jennings) und ihren kranken Mann Reuben (Peter Lawson Jones). Das bringt Otto in Rage.

Mariana Treviño und Tom Hanks in „Ein Mann namens Otto“ (© Sony Pictures)

Tom Hanks brilliert in der Titelrolle

Über Sinn und Unsinn eines US-Remakes des schwedischen Erfolgsfilms „Ein Mann namens Ove“ (nach dem gleichnamigen Roman von Frederik Backman) braucht man nicht zu philosophieren. Denn allein Tom Hanks‘ famose Darbietung ist das Eintrittsgeld wert. Mit Charisma und Ausdrucksstärke verleiht der Kalifornier Otto Tiefe und Glaubwürdigkeit. Hanks versteht es meisterhaft, den mürrischen und doch anrührenden Charakter zum Leben zu erwecken und eine emotionale Bindung zum Publikum aufzubauen.

Freundschaft und Trauer als Kernthemen

Gelungen ist auch die Inszenierung von Freundschaft und der Umgang mit dem Thema Trauer. „Ein Mann namens Otto“ bewegt sich gekonnt zwischen humorvollen und tief emotionalen Momenten. Dabei schafft es Regisseur Marc Forster („Ein Quantum Trost“, „World War Z“), die Balance zu halten und den Zuschauer sowohl zum Lachen als auch zum Nachdenken zu bringen. Besonders berührend ist die Darstellung der Beziehung zwischen Otto und seiner mexikanischen Nachbarin Marisol, sympathisch gespielt von Mariana Trevino. Die Chemie zwischen den beiden Schauspielern ist spürbar und verleiht dem Film zusätzliche Tiefe und Wärme.

Tom Hanks in „Ein Mann namens Otto“ (© Sony Pictures)

Rückblenden bremst Erzählfluss

Im Vergleich zu „Ein Mann namens Ove“ setzt Forster verstärkt auf Rückblenden in Ottos Vergangenheit mit seiner Frau Sonya. Dieser Blick nach hinten bietet zwar einige romantische Momente (Hanks‘ Sohn Truman spielt den jungen Otto etwas hölzern), lässt den Film aber gleichzeitig an Fokus verlieren und bremst den Erzählfluss merklich. Dadurch verliert „Ein Mann namens Otto“ an Dynamik und wirkt stellenweise unnötig langatmig, während man als Zuschauer darauf wartet, dass es endlich in der Gegenwart weitergeht. Abseits der beiden wichtigsten Figuren wirken aber auch hier einige der weiteren Nebenfiguren schablonenhaft, sodass die Neuauflage hinter dem Original zurückbleibt.

Fazit: Mit der Tragikomödie „Ein Mann namens Otto“ ist Bond-Regisseur Marc Forster ein solides Remake des schwedischen Kultfilms „Ein Mann namens Ove“ gelungen – allerdings nur dank der herausragenden Leistung von Hauptdarsteller Tom Hanks, der die herzerwärmende Geschichte über den Durchschnitt hebt. Die Authentizität und den Charme des Originals sucht man in der amerikanischen Version vergeblich.

Deutscher Kinostart von „Ein Mann namens Otto“: 2. Februar 2023.

Wertung 3 / 5
Produktionsland

USA 2022

Cast & Crew

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