Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben

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Eine überragend-amüsante Fantasy-Albernheit mit denkwürdigen Charakteren

Eines muss man Paramount lassen: Der Hollywood-Major hat Mumm – und das nicht zu knapp! Der Versuch, Hasbros legendäres Brettspiel „Dungeons & Dragons“ im großen Stil ins Kino zu bringen, scheiterte im Jahr 2000 so kläglich, dass der spannende Stoff in der Traumfabrik für immer verbrannt schien und nur noch in den Niederungen von Direct-To-DVD-Produktionen und TV-Adaptionen ein letztes Zucken erlebte. Zu schlecht war die Verfilmung mit Jeremy Irons, zu schwach die Einspielergebnisse. Doch nun wagt Paramount mit „Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben“ einen kühnen Neustart mit einem riskant üppigen Budget von 150 Millionen Dollar – bei gigantischem Flop-Risiko. Doch das Studio hat mit dem Reboot eines der ungewöhnlichsten Projekte des Jahres aufs Gleis gesetzt und am Ende alles richtig gemacht. Die „Game Of Thrones“-Regisseure John Francis Daley und Jonathan Goldstein haben eine berauschend unterhaltsame Fantasy-Abenteuer-Komödie geschaffen, die weniger von ihrer konventionellen Story als vielmehr von ihren überaus sympathischen Charakteren und ihrem enormen Witz profitiert – und dank des hohen Budgets auch noch hervorragend aussieht.

In den vergessenen Reichen: Der talentierte Dieb und Barde Edgin Darvis (Chris Pine) war einst Mitglied der angesehenen Harpers-Gilde, doch der Mord von Roten Magiern an seiner geliebten Frau warf ihn aus der Bahn. Er drehte durch und landete im Gefängnis von Eiswinter. Als er verhaftet wurde, vertraute er seine Tochter Kira (Chloe Coleman) dem zwielichtigen Forge Fitzwilliam (Hugh Grant) an, der sich anschließend zum Herrscher der pompösen Stadt Niewinter aufgeschwungen hat. Doch dann brechen Edgin und seine Gefährtin Holga (Michelle Rodriguez) aus dem Gefängnis aus und müssen feststellen, dass Forge sie verraten und Kira über ihren Vater belogen hat. Um einer erneuten Verhaftung zu entgehen, fliehen Edgin und Holga zunächst aus Niewinter. Sie stellen ein Team zusammen, um sich an Forge zu rächen, ihn auszurauben und Kira zu befreien. Zur Truppe gehören der mäßig begabte junge Zauberer Simon (Justice Smith), die clevere Druidin und Gestaltwandlerin Doric (Sopia Lillis) und später der tugendhafte Edelmann Xenk Yendar (Regé-Jean Page). Doch zunächst muss die bunt zusammengewürfelte Truppe ein Artefakt aus den Gewölben der Stadt stehlen, um eine Chance gegen die Kräfte der roten Magierin Sofina (Daisy Head) zu haben, die Forge unterstützt, aber dennoch ihre eigenen Ziele verfolgt.

Sophia Lillis, Justice Smith, Chris Pine und Michelle Rodriguez in „Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben“ (© Paramount Pictures)

Aus „Dungeons & Dragons“ soll ein Franchise werden

Wenn alles gut geht, soll „Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben“ ein neues Franchise eröffnen, Stoff aus der bunten Fantasy-Welt gibt es schließlich mehr als genug. Die triste Vergangenheit mit der Zeichentrickserie „Dungeons & Dragons – Im Land der fantastischen Drachen“ (1983), dem bereits erwähnten Kinofilm „Dungeons & Dragons“ (2000), der Direct-To-DVD-Produktion „Dungeons & Dragons – Die Macht der Elemente“ (2005) und der TV-Fortsetzung „Dungeons & Dragons 3: Das Buch der dunklen Schatten“ (2012) ist vergessen. Ob es angesichts der gigantischen Kosten tatsächlich dazu kommt, bleibt abzuwarten, aber dass nach einem starken Start in Nordamerika und sehr guten Kritiken zumindest die Chance besteht, ist schon eine Leistung.

Die Skepsis der Kinozuschauer hat das Studio mit einem genialen Trailer gebrochen, der zu den kultigen Klängen von Led Zeppelins „Whole Lotta Love“ die neue D&D-Welt illustrierte. Die Regisseure John Francis Daley und Jonathan Goldstein inszenieren ihre moderne Version von „Dungeons & Dragons“ visuell wie eine Kreuzung aus „Der Herr der Ringe“ beziehungsweise „Der Hobbit“ und „Game Of Thrones“ – und mischen diese opulenten Schauwerte aber mit einem locker-leichten, nie auch nur ansatzweise ernsten Erzählton, der aus dem Fantasy-Abenteuer im Kern eine überraschend pointierte, ironische und einfach witzige Komödie macht.

Michelle Rodriguez, Hugh Grant, Daisy Head, Chris Pine und Justice Smith in „Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben“ (© Paramount Pictures)

Die Figuren machen den Film aus

Denn „Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben“ lebt fast ausschließlich von dieser tollen Chemie zwischen den Schauspielern und folgt dem Comedy-Konzept, das Marvel beispielsweise mit seinen „Guardians Of The Galaxy“ verfolgt. Die Story, die die Regisseure Daley und Goldstein zusammen mit Michael Gilio („The Raven“) geschrieben haben, dient nur als Mittel zum Zweck, um das ganze Konstrukt zusammenzuhalten, obwohl die Autoren mit vielen kleinen Details auch Liebe zu den Wurzeln des Rollenspiels glaubhaft machen. Viel wichtiger ist jedoch der hohe Spaßfaktor bei der Charakterzeichnung. Denn das Team ist hervorragend besetzt. Chris Pine („Star Trek“) und Michelle Rodriguez („Fast And Furious“) harmonieren als schräges Duo perfekt. Es ist die mutige Entscheidung von Daley und Goldstein, dass Edgins Geschichte, die eigentlich vom Schmerz über den Verlust seiner Frau und dem Versagen als Vater durchdrungen ist, nicht klassisch in tragische Dimensionen abrutscht, wie es zuletzt bei „The Northman“ der Fall war, sondern immer die Dringlichkeit als Motor der Geschichte ausstrahlt, aber dennoch Raum für einen federleichten Erzählton lässt, ohne sich bei diesem Drahtseilakt zu vergaloppieren.

Nebendarsteller bereichern „Dungeons & Dragons“

Ergänzt wird das überzeugende Hauptdarstellerduo durch die charismatische Sophia Lillis („Es“) als wandlungsfähige Druidin und Justice Smith („Jurassic World: Ein neues Zeitalter“) als sympathischen Schmalspurmagier. Und Hugh Grant hat wie zuletzt in „Operation Fortune“ und „The Gentlemen“ sichtlich Freunde daran gefunden, in extravaganten Nebenrollen so richtig frei zu drehen. Und wenn dann auch noch Superstar Bradley Cooper („A Star Is Born“) als Holgas Ex-Freund einen witzigen Cameo-Auftritt hat, ist der Affe ausreichend mit Zucker versorgt. „Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben“ ist einfach witzig. Da erwecken die Helden an einer Stelle des Films Tote aus ihren Gräbern, um an Informationen über das Artefakt zu kommen, was am Ende in eine wahnwitzige Comedy-Show ausartet. Oder es wird aus dem Nichts eine Nebenhandlung mit „Bridgerton“-Star Regé-Jean Page aus dem Hut gezaubert, die allein davon lebt, dass der superedle Paladin Xenk Yendar nicht in der Lage ist, Ironie zu erkennen – während der Rest der Truppe fast pausenlos ironisch ist.

Michelle Rodriguez und Chris Pine in „Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben“ (© Paramount Pictures)

Fazit: „Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben“ ist das ultimative Guilty Pleasure – ein 150-Millionen-Dollar-Leichtgewicht an überragend-köstlichster Fantasy-Unterhaltung, das so viel Spaß macht, dass man schnell vergisst, dass die Regisseure John Francis Daley und Jonathan Goldstein nie die Ernsthaftigkeit an den Tag legen, die Produktionen dieser Preisklasse normalerweise auszeichnet. Die Filmemacher bekennen sich zur unverhohlenen Albernheit.

Deutscher Kinostart von „Dungeons And Dragons: Ehre unter Dieben“: 30. März 2023.

Wertung 4 / 5
Produktionsland

USA/Kanada/Großbritannien/Island/Australien 2023

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