Das Boot

1981149 min (Kino), 208 min (DC), 309 min (TV-Fassung)ab 12,

Der beste U-Boot-Film aller Zeiten – ein Meisterwerk, unglaublich fesselt und zutiefst erschüttert

Mit seinem Kriegsdrama „Das Boot“ schuf Wolfgang Petersen 1981 nicht nur einen der besten deutschen Filme aller Zeiten, sondern auch einen zeitlosen Klassiker des Spannungskinos. Der Zuschauer taucht ein in die unerträgliche klaustrophobische Enge eines deutschen U-Boots auf Feindfahrt im Zweiten Weltkrieg. Auch Jahrzehnte nach seinem Kinostart ist „Das Boot“ der unangefochtene König der U-Boot-Filme und hat nichts von seiner Kraft verloren, das Publikum in den tiefen, dunklen Ozean des Grauens zu ziehen. Technisch brillant und authentisch, emotional unwiderstehlich – „Das Boot“ ist ein Meisterwerk, das unglaublich fesselt und zutiefst erschüttert. Vielleicht wird in Zukunft noch der eine oder andere U-Boot-Film in die Kinos kommen, aber nach „Das Boot“ ist es kaum vorstellbar, dass sie ihm nahekommen werden.

1941: Die Besatzung des deutschen U-Boots U 96 erhält im französischen La Rochelle liegend den Befehl, im Nordatlantik Handelsschiffe zu versenken, die Großbritannien versorgen. Die deutschen See-Operationen werden jedoch immer schwieriger, da britische Zerstörer die Geleitzüge schützen. Die Besatzung unter dem Kommando des Kapitänleutnants (Jürgen Prochnow), der nur „Der Alte“ genannt wird, bereitet sich auf die gefährliche Mission vor. Mit dabei ist der Kriegsberichterstatter Leutnant Werner (Herbert Grönemeyer), der den Alltag an Bord dokumentieren soll. Als U 96 nach quälend langem Warten auf einen feindlichen Geleitzug trifft und diesen erfolgreich angreift, steigt die Stimmung an Bord. Doch schon bald gerät das U-Boot in schwere See und wird von den Briten bombardiert. Es entwickelt sich ein dramatisches Katz-und-Maus-Spiel. Die Besatzung kämpft um ihr Überleben.

Heinz Hoenig, Hubertus Bensch, Herbert Grönemeyer und Jürgen Prochnow in „Das Boot“ (© Constantin Film)

Verfilmung des Welt-Bestsellers von Lothar-Günther Buchheim

„Das Boot“ basiert auf dem Weltbestseller von Lothar-Günther Buchheim, der im Zweiten Weltkrieg selbst als U-Boot-Fahrer aktiv war. Das sechsfach für den Oscar nominierte Kriegsdrama versetzt uns in eine entscheidende Phase des See-Krieges, in der die Briten langsam die Oberhand gewinnen, die Deutschen aber mit ihrer bisher übermächtigen U-Boot-Flotte zurückschlagen und Großbritannien von der Versorgung abschneiden wollen. Petersens Film schildert detailreich und atmosphärisch dicht den nervenzerrenden Alltag an Bord, wenn keine Schlachten geschlagen werden, und vermittelt den Schweiß und den Geruch der Besatzung so lebendig, dass man sich nach dem Film eine kalte Dusche gönnen möchte. Doch erst wenn die Besatzung, die Petersen als Spiegelbild der damaligen deutschen Gesellschaft darstellt, auf feindliche Zerstörer trifft, erreicht die Intensität ihren Höhepunkt, so dass es den Zuschauer kaum noch ruhig im Kinosessel hält.

Intensive klaustrophobische Atmosphäre

Petersen gelingt es auf beeindruckende Weise, das Grauen und die Klaustrophobie zu vermitteln, denen die gesamte U-Boot-Besatzung ausgesetzt ist. Man ist förmlich hautnah dabei und spürt ihre aufgewühlte Gedankenwelt, wenn die Zerstörer über sie hinwegrauschen oder Tiefflieger Bomben abwerfen, die das U-Boot in kürzester Zeit versenken könnten. Die ständigen „Ping“-Geräusche des Sonars verschärfen die ohnehin schon nervenaufreibende Situation. Das macht „Das Boot“ zu einem Film, den man nicht nur sieht, sondern erlebt.

Charakterdrama unter Wasser

Dem Regisseur gelingt es auch, die Zuschauer mit den verschiedenen Besatzungsmitgliedern und ihren wichtigen Aufgaben an Bord vertraut zu machen. Da ist der Leitende Ingenieur, kurz LI genannt (hervorragend introvertiert gespielt von Klaus Wennemann), der viel Weltschmerz in sich trägt und es kaum erträgt, die Bilder seiner geliebten Frau anzusehen. Dann gibt es den Chefmechaniker Johann (Erwin Leder), das Gespenst, der seine Maschinen liebt wie Scotty die „Enterprise“ in „Star Trek“. Und dann ist da noch der eloquente Fähnrich Ullmann (Martin May), der sich ständig Sorgen um seine schwangere französische Verlobte macht, während Claude-Oliver Rudolph, Jan Fedder und Ralf Richter die Proletenfraktion mit derben Sprüchen unter Wasser repräsentieren. Je mehr der Zuschauer über die Besatzung erfährt, desto mehr nimmt er Anteil an ihrer prekären Situation.

Jürgen Prochnow, Hubertus Bengsch und Martin Semmelrogge in „Das Boot“ (© Constantin Film)

Universelle Darstellung Vs. Nazis

Der Clou, der „Das Boot“ zu einem Welterfolg machte: Petersen ist völlig unideologisch. Man könnte einwenden, dass die Besatzungsmitglieder alle Nazis waren. Das mag auf dem Papier so sein, aber im Film nimmt vor allem der Kaleun eine sehr kritische Haltung gegenüber Adolf Hitler und der NSDAP ein („Maulhelden, nichts als Maulhelden“). Und während ihrer Zeit auf See tragen die Besatzungsmitglieder nie Nazi-Insignien auf ihren Uniformen. Aber unabhängig von politischen Erwägungen wird deutlich, wie universell dieser Film in seiner Darstellung ist. Wären sie die „Guten“ und nicht die „Bösen“ gewesen, hätten sie dasselbe lähmende Entsetzen und dieselbe Erschöpfung erlebt. Die Nationalität spielt dabei keine Rolle – das ist Petersens Verdienst und Geniestreich zugleich. Die Nazi-Partei wird über die Figur des 1. Wachoffiziers (Hubertus Bengsch) repräsentiert. Und auch hier beweist Petersen viel Fingerspitzengefühl, weil er den linientreuen Diener des Systems trotz gegenseitiger Sticheleien homogen in das Gefüge auf dem Boot einbindet – wenn die Not groß ist, fragt niemand mehr nach der Gesinnung.

Über die Sinnlosigkeit eines Krieges

„Das Boot“ ist nicht nur ein packendes Seeabenteuer, sondern auch ein eindringlicher Antikriegsfilm. Er zeigt nicht nur die Schrecken und Zerstörungen des Krieges, sondern auch die leeren Siege, die nichts bedeuten, wenn die Soldaten sehen, was von ihren Taten übriggeblieben ist. Besonders eindrucksvoll ist eine Szene, in der die Besatzung an der Oberfläche nach einem Fangschuss ein zerstörtes britisches Frachtschiff betrachtet. Sie feiern grölend ihren Erfolg, doch dann sehen sie, wie brennende Überlebende verzweifelt vom Schiff ins Meer springen. Sie schwimmen auf das U-Boot zu und schreien um Hilfe, doch der Kapitän muss zugeben, dass an Bord kein Platz mehr ist und lässt sie elendig ertrinken. Ein zutiefst bewegender Moment, der die Sinnlosigkeit und den Preis des Krieges verdeutlicht.

Überragende schauspielerische Leistungen

Petersen, der auch das Drehbuch schrieb, nutzt die Figur des Leutnants Werner, um das Publikum durch das Chaos zu führen. In einer frühen Szene testet der Kaleun die Tiefseetauglichkeit des Bootes. Der zynische 2. Wachoffizier (unwiderstehlich: Martin Semmelrogge) gibt sich gegenüber Werner betont lässig-jovial: „Die Werftgarantie liegt bei 90 Metern. Naja, wir können auch tiefer. Irgendwann ist natürlich Schluss.“ Er zeigt mit den Händen, wie das Boot vom Wasserdruck zerquetscht wird. Als es im Boot immer lauter knarrt und kracht, stehen Kriegsberichterstatter Werner die Schweißperlen auf der Stirn, seine Angst ist körperlich spürbar. Von solchen Momenten gibt es auf dem Schiff unzählige. Starsänger Herbert Grönemeyer verkörpert diesen Außenseiter im Boot perfekt, zeigt seine anfängliche Naivität und wächst gleichzeitig mit dem Grauen unter Wasser.

Die beste schauspielerische Leistung liefert jedoch der großartige Jürgen Prochnow („Air Force One“) als (namenloser) Kommandant („Na Männer, alles klar?!“), ein abgebrühter Marineveteran, dem man ansieht, dass er alles gesehen hat, was der Krieg zu bieten hat. Die anderen Offiziere geraten bei einem Angriff leicht in Panik, aber er behält die Nerven. Erst wenn er die Kontrolle verliert, wird es richtig brenzlig. Prochnow schafft eine mehrdimensionale Figur, die sehr authentisch wirkt und dem grüblerischen und reflektierten Kommandanten eine subtile Verletzlichkeit verleiht.

Erwin Leder in „Das Boot“ (© Constantin Film)

Technische Brillanz

Petersen, der 2022 verstarb, ist vor allem für seine Filme bekannt, in denen Menschen in engen Räumen gefangen sind, in denen es kaum Platz zum Verstecken gibt. Er überzeugte uns, als in „Air Force One“ das Flugzeug des US-Präsidenten entführt wurde, als Clint Eastwood in „In The Line Of Fire“ John Malkovich jagte und als George Clooney und seine Gefährten in „Der Sturm“ auf hoher See gefangen waren. Aber „Das Boot“ ist der Film, mit dem er seine Hollywoodkarriere möglich machte, und es ist ein außergewöhnlich intensives und emotional aufreibendes Erlebnis, das den Zuschauer gleichermaßen fesselt und erschreckt. Die akkurate Darstellung bis ins kleinste Detail steht außer Frage, und das Publikum wird am Ende des Films nach Luft schnappen.

Fazit: Der Kriegsklassiker „Das Boot“ bleibt auch nach all den Jahren ein herausragendes Beispiel für perfektes emotionales Spannungskino. Wolfgang Petersen gelingt es meisterhaft, die beklemmende Atmosphäre an Bord eines U-Bootes darzustellen, den Zuschauer in die klaustrophobische Welt der Besatzung zu ziehen und gleichzeitig ein Statement über die Absurdität des Krieges und die Menschlichkeit inmitten des Grauens zu setzen.

Deutscher Kinostart von „Das Boot“: 17. September 1981.

Wertung5 / 5
Produktionsland

Deutschland 1981

Cast & Crew

Jürgen Prochnow

Kommandant („Der Alte“)

Herbert Grönemeyer

Leutnant Werner

Klaus Wennemann

Leitender Ingenieur (LI)

Martin Semmelrogge

2. Wachoffizier (II. WO)

Hubertus Bengsch

1. Wachoffizier (I. WO)

Uwe Ochsenknecht

Bootsmann Lamprecht

Erwin Leder

Obermaschinist Johann („Das Gespenst“)

Jan Fedder

Bootsmannsmaat Pilgrim

Claude-Oliver Rudolph

Dieselheizer Ario

Ralf Richter

Zentralemaat Frenssen

Oliver Stritzel

Dieselheizer Schwalle

Heinz Hoenig

Funkmaat Hinrich

Bernd Tauber

Obersteuermann Kriechbaum

Martin May

Fähnrich Ullmann

Joachim Bernhard

Bibelforscher

Otto Sander

Kapitänleutnant Philipp Thomsen

Günter Lamprecht

Kapitän der „Weser“

Sky du Mont

Offizier der „Weser“

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