Chinatown
Ein Meisterwerk des Film Noir und das vielleicht beste Drehbuch aller Zeiten
Der Neo-Noir-Thriller „Chinatown“ genießt aus vielerlei Gründen einen legendären Ruf. Sei es Roman Polanskis herausragende Regie, Jack Nicholsons ikonische Darstellung des kantigen Privatschnüfflers Jake Gittes (inklusive der unvergesslichen Nasenschlitz-Szene) oder die meisterhafte Ästhetik der Bilder. Doch am unschlagbarsten ist das oscarprämierte Drehbuch von Robert Towne. Die Handlung beginnt an der Oberfläche und legt nach und nach, Schicht um Schicht, Ebene um Ebene frei. Am schockierenden Ende bleibt der Zuschauer emotional erschöpft und mit offenem Mund staunend zurück. Vordergründig handelt es sich um einen Noir-Krimi aus den späten 1930er Jahren in der Tradition von Raymond Chandler, aber darunter erzählen Polanski und Towne eine faszinierende Geschichte über die Manipulation von Realität oder Wahrheit. Das macht „Chinatown“ zu einem zeitlosen Meisterwerk.
Los Angeles, 1937: Der erfolgreiche, aber in der Stadt berüchtigte Privatdetektiv Jake Gittes (Jack Nicholson) wird von einer Frau namens Evelyn Mulwray (Diane Ladd) engagiert, um ihren Mann, den leitenden Wasseringenieur von Los Angeles, Hollis Mulwray (Darrell Zwerling), zu beschatten und Beweise für einen angeblichen Ehebruch zu finden. Gittes folgt Mulwray und fotografiert ihn bei verdächtigen Aktivitäten. Kurz darauf erscheint ein Zeitungsartikel mit den Fotos, und Gittes erfährt, dass die Frau, die ihn angeheuert hat, nicht wirklich Evelyn Mulwray ist, sondern sich nur als sie ausgab. Als Hollis Mulwray tot aufgefunden wird, wird Gittes misstrauisch und sehr neugierig. Er beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und findet heraus, dass es Probleme mit der Wasserversorgung von Los Angeles gibt. Der Schnüffler stößt auf undurchsichtige Machenschaften und Korruption in der Stadtverwaltung. Dabei lernt er die echte Evelyn Mulwray (Faye Dunaway) kennen und entwickelt Gefühle für sie. Gittes’ Ermittlungen führen ihn zu immer mehr Fragen über den Tod von Hollis Mulwray und die Hintergründe des Wasserskandals. Dabei stößt er auch auf Evelyn Mulwrays Vater, den mächtigen Mogul Noah Cross (John Huston).

Unvergessliche Charaktere
Roman Polanskis „Chinatown“ ist zweifellos ein Kronjuwel des Film Noir, das mit seiner meisterhaften Inszenierung, seiner tiefgründigen Charakterentwicklung und seiner packenden Handlung die Filmwelt nachhaltig geprägt hat. Der Regisseur erzählt eine Geschichte, die von Korruption, Macht und Tragik durchzogen ist. Die Charaktere in „Chinatown“ sind keine flachen Helden oder billige Schurken, sondern vielschichtige Individuen mit dunklen Abgründen. Jack Nicholsons herausragende Darstellung des zynischen Schlitzohrs Gittes verleiht dem Film eine raue Authentizität. Gleichzeitig tauchen wir in die komplexe Gefühlswelt von Faye Dunaways dauernervöser Evelyn Mulwray ein, die zwischen Verletzlichkeit und Entschlossenheit gefangen ist. Diese nuancierten Figuren verleihen dem Film eine beunruhigende emotionale Tiefe. Unvergesslich: Polanskis Cameo-Auftritt als Gangster, der Gittes mit einem riesigen Messer die Nase aufschlitzt, um ihn bei seinen Ermittlungen einzuschüchtern. Der Detektiv läuft fortan mit einem dicken Nasenpflaster durch den Film.
Grandiose Ästhetik
Polanski beherrscht die Kunst des visuellen Erzählens und setzt Licht und Schatten meisterhaft ein, um die Noir-Ästhetik von „Chinatown“ zu verstärken. Die sorgfältige Kameraarbeit und die Liebe zum Detail schaffen eine beklemmende Atmosphäre. Die düsteren Ecken und die von Zweifel geprägte Stimmung der Handlung spiegeln sich perfekt in den visuellen Elementen des Films wider. Dabei ist „Chinatown“ ein Musterbeispiel für die Kunst des Spannungsaufbaus. Die Erzählung entfaltet sich aus einem gemächlichen Tempo heraus und nimmt dann beeindruckend Fahrt auf, während die immer tragischer und komplexer werdenden Rätsel und Geheimnisse atemberaubend entwirrt werden. Die Wendungen und Enthüllungen sind perfekt dosiert und halten den Zuschauer in einem Zustand anhaltender Neugier gefangen. Es ist ein Tanz zwischen Bekanntem und Unerwartetem, der den Film zu einem spannenden und zugleich emotional aufwühlenden Erlebnis macht. Nicht umsonst gilt Townes Drehbuch zu „Chinatown“ als eines der besten, das je geschrieben wurde. Die Finsternis, die in den dunklen Ecken von „Chinatown“ lauert, verbindet sich mit der tiefen Menschlichkeit der Figuren zu einem Kunstwerk, das sowohl visuell als auch emotional lange im Gedächtnis bleibt.

Fazit: Roman Polanskis „Chinatown“ ist ein unvergängliches Meisterwerk des Film Noir, das mit seiner einzigartigen Ästhetik, seinen tiefgründigen Charakteren und seiner spannungsgeladenen Erzählweise die Filmgeschichte nachhaltig geprägt hat.
Deutscher Kinostart von „Chinatown“: 19. Dezember 1974.
Wertung | 5 / 5 |
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Produktionsland | USA 1974 |
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