Asterix & Obelix im Reich der Mitte
„Asterix & Obelix“ mühen sich bei ihrer „Mission Neustart“ – oft vergeblich
Das Franchise „Asterix & Obelix“ ist in die Jahre gekommen. Kein Wunder, stammt doch die erste Zeichentrickverfilmung der Kult-Comics von Autor René Goscinny und Zeichner Albert Uderzo aus dem Jahr 1967 („Asterix der Gallier“). Seit mehr als einem Jahrzehnt suchen die Rechteinhaber nach Orientierung und einem neuen Publikum, das die Abenteuer der beiden kampferprobten Gallier auf der großen Leinwand erleben möchte. Unter der Leitung des Schauspielers und Filmemachers Guillaume Canet („Kein Sterbenswort“), der Regie führt, die Hauptrolle des Asterix spielt und auch das Drehbuch mitgeschrieben hat, startet mit der Realfilmkomödie „Asterix & Obelix im Reich der Mitte“ der nächste Versuch, der Filmreihe in der Gegenwart wieder mehr Relevanz zu verleihen. Und so müht sich Canet mit viel Aufwand, den klassischen Stoff, den jedes Kind zwischen den 1960er und 1980er Jahren als Comic verschlungen hat, mit einer Vielzahl moderner popkultureller Anspielungen für eine neue, junge Zielgruppe aufzuhübschen. Der Erfolg ist allerdings durchwachsen, oft wirkt die Modernisierung verkrampft. Dabei greift Canet bei seiner Verfilmung nicht auf eine originale Comicvorlage zurück – übrigens das erste Mal bei einem „Asterix & Obelix“-Realfilm.
Im Jahr 50 v. Chr. herrscht Langeweile im Dorf der Gallier. Asterix (Guillaume Canet) bekommt beim Fleischessen plötzlich Gewissensbisse und will seinen besten Freund Obelix (Gilles Lelouche) überreden, auf sein geliebtes Wildschweinessen zu verzichten. In diese Tristesse platzt die chinesische Prinzessin Wun Da (Julie Chen) mit ihrer Leibwächterin Han She Li (Leanna Chea) und dem phönizischen Händler Genmais (Jonathan Cohen). Sie berichten von einem Putsch im fernen China. Der böse Verräter Deng Tsin Qin (Bun Hay Mean) will die Kaiserin (Ling-Dan Pham) stürzen und die Herrschaft über das Reich an sich reißen – mit Wun Da als Gemahlin. Die Gallier schicken die schlagkräftigen Asterix und Obelix, um der Prinzessin und ihrem Gefolge bei der Abwehr des Putsches zu helfen, in den auch der römische Kaiser Julius Caesar (Vincent Cassel) verwickelt ist. Ganz nebenbei verlieben sich die Gallier in ihre neuen Begleiterinnen – Asterix in Wun Da und Obelix in Han She Li.

Vom Erfolgs- zum Problem-Franchise
Es gab Zeiten, da lockten die „Asterix“-Zeichentrickfilme mehr als sieben Millionen Besucher in die deutschen Kinos – in den 70er Jahren mit „Asterix und Kleopatra“ (1970) und „Asterix erobert Rom“ (1976). Nachdem um die Jahrtausendwende der Versuch zunächst geglückt war, das Franchise in Realfilmen abzubilden und „Asterix & Obelix gegen Caesar“ (1999) 3,6 Millionen Besucher hatte, waren nur noch „Asterix & Obelix: Mission Kleopatra“ (2002, 1,6 Millionen Besucher) und „Asterix bei den Olympischen Spielen“ (2008, 1,6 Millionen Besucher) erfolgreich. Mit „Asterix & Obelix – Im Auftrag Ihrer Majestät“ (2012, 332.000 Besucher) ging es wieder bergab. Auch die anschließende Rückkehr zu Animationsfilmen half nicht: „Asterix im Land der Götter“ (2014, 533.000 Besucher) und „Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks“ (2019, 480.000 Besucher) waren keine Erfolge.
Neustarts mit großem Budget und vielen Stars
Der jetzige Neustart mit einem für europäische Verhältnisse astronomisch teuren Realfilm (65 Millionen Euro, die man in den imposanten Kulissen und Kostümen wiederfindet) soll alles wieder auf Null stellen. Neue Hauptdarsteller, neue kreative Kräfte, viel moderne Popkultur. Doch der alte Charme der wehrhaften Gallier bleibt weitgehend auf der Strecke. Während Guillaume Canet als Asterix wenigstens noch versucht, ein paar eigene Akzente zu setzen, indem er seine Natur als Fleischfresser in Frage stellt, wirkt die Darstellung von Gilles Lelouche („Kleine wahre Lügen“) eher wie eine gelangweilte Karikatur von Gerard Depardieus Interpretation des Obelix. Für etwas Auflockerung sorgen einige Nebendarsteller. So gibt Vincent Cassel („Black Swan“) einen herrlich überkandidelten Julius Caesar und Jonathan Cohen („Army Of Thieves“) einen hyperaktiv-gerissenen Händler Genmais, der so viel Verve an den Tag legt, wie man es sich eigentlich von den Titelhelden gewünscht hätte. Schade auch, dass Marion Cotillard („Der Geschmack von Rost und Knochen“) als hysterische Kleopatra nicht mehr Leinwandzeit bekommt. Der kuriose Kontrast, den französischen Arthouse-Superstar in einer so albernen Rolle zu sehen, hat etwas Spannendes.

Durchwachsene Modernisierungsbilanz
Die Grundhandlung bietet an sich nichts Überraschendes, vieles wirkt generisch. Befremdlich ist auch die Fixierung auf die Liebesgeschichten der beiden Gallier, die dann einfach fallen gelassen werden und im Nichts versanden. Ansonsten setzt der Film auf modernere Themen wie Naturschutz, Respekt vor anderen Kulturen und Frauenrechte, verpackt diese aber oft humorvoll. Leider funktioniert das nicht durchgängig. Der krampfhafte Versuch, moderne Anspielungen einzubauen, ist zum Beispiel lustig, wenn Brieftauben wie eine WhatsApp-Nachricht summen oder am Ende eine chinesische Version des „Dirty Dancing“-Klassikers „(I’ve Had) The Time Of My Life“ von Bill Medley und Jennifer Warnes erklingt und Obelix zur legendären Patrick-Swayze-Hebefigur ansetzt. Demgegenüber stehen peinliche Werbewitze, die unverhohlen Product Placement für Deichmann-Schuhe und Energy-Drinks aus Österreich betreiben. Und es ist zwar ein netter Gag, Fußballlegende Zlatan Ibrahimovic als unbesiegbaren Feldherrn Antivirus bei seinem Leinwanddebüt zu sehen, aber viel Substanz hat auch das nicht. Es ist ein Sketch – mehr nicht. Der allgegenwärtige Einfluss der chinesischen Kultur zeigt sich dagegen in einer Hommage an den Wuxia-Film, wenn die Leibwächterin Han She Li wie Michelle Yeoh in „Tiger and Dragon“ von Baum zu Baum klettert oder Wände hochläuft.
Fazit: Eines der Talente von „Asterix & Obelix“-Autor René Goscinny war es, seine Geschichten zu aktualisieren und sie gleichzeitig fest in der römischen Zeit zu verankern. Dieser Spagat gelingt Regisseur Guillaume Canet mit seiner Abenteuer-Komödie „Asterix & Obelix im Reich der Mitte“ nur bedingt – vieles wirkt in seiner gepflegten Albernheit bemüht.
Deutscher Kinostart von „Asterix und Obelix im Reich der Mitte“: 18. Mai 2023.
Wertung | 2,5 |
---|---|
Produktionsland | Frankreich/Deutschland 2023 |
Kommentar verfassen
We Recommend
Die Neuverfilmung „Die drei ??? - Erbe des Drachen“ ist visuell in Ordnung, aber schon die Besetzung der Detektive ist durchwachsen. Den Ton der Bücher trifft der Kinofilm auch nicht immer. JETZT IM KINO
Wem „Knives Out“ oder „Glass Onion” zu kompliziert sind, der kommt bei der chaotischen Krimi-Komödie „Murder Mystery 2“ voll auf seine Kosten.
+++ JETZT AUF NETFLIX +++
„Das reinste Vergnügen“ ist zwar engagiert gespielt von einem sympathischen Ensemble, aber die biedere Story ist zu vorhersehbar.
There are no reviews yet.