Ant-Man And The Wasp: Quantumania
Der Kick-Off zu Phase 5 des MCU ist ein Leichtgewicht
Zu den Großkopferten der Avengers gehörte Ant-Man nie, da „Ant-Man“ (2015) und „Ant-Man And The Wasp“ (2018) für die übergeordnete Erzählung des Universums der Marvel-Superhelden keine große Bedeutung hatten. Auch kommerziell spielten die Solofilme des Ameisenmanns, der sich nach Belieben verkleinern und vergrößern kann, nicht in der Liga der Einzelfilme etwa von Iron Man oder Captain America. Doch mit „Ant-Man And The Wasp: Quantumania” ändern sich die Vorzeichen. Der Comic-Actioner bildet nicht nur den prestigeträchtigen Kick-Off zur Phase 5 des Marvel Cinematic Universe (MCU), sondern führt mit Kang dem Eroberer auch einen neuen Hauptbösewicht ein. Allerdings erweist sich „Ant-Man And The Wasp: Quantumania” als ausgesprochenes MCU-Leichtgewicht. Während Kang durchaus das Zeug hat, Thanos als Avengers-Gegenspieler zu folgen, sind der Look und die Inszenierung von Peyton Reed teilweise albern-kindisch und zudem bietet „Ant-Man 3“ den lächerlichsten Fantasy-Charakter seit Jar-Jar Binks in „Star Wars: Episode 1 – Die dunkle Bedrohung“.
Ant-Man Scott Lang (Paul Rudd) und seine Freundin Hope „The Wasp“ van Dyne (Evangeline Lilly) führen ein zurückgezogenes Leben in San Francisco – nur gestört durch die Tatsache, dass sie Scotts Tochter Cassie (Kathryn Newton) aus dem Gefängnis holen müssen, weil sie sich als Aktivistin mit der Polizei angelegt hat. Doch im Keller von Hopes Eltern Hank Pym (Michael Douglas) und Janet van Dyne (Michelle Pfeiffer) bastelt Cassie an einem Gerät, das mit dem Quantenreich in Kontakt treten kann. Janet, die dort jahrelang gefangen war, gerät in Panik, als sie von Cassies Erfindung erfährt. Beim Versuch, das Gerät abzuschalten, werden die fünf in das Quantenreich gezogen, wo Kang der Eroberer (Jonathan Majors) ein Imperium des Bösen aufgebaut hat. Die Familie wird getrennt – Scott und Cassie bleiben zusammen, geraten aber in die Hände von Kang, der von ihnen verlangt, den Energiekern, den Janet einst riesig werden ließ, wieder auf Normalgröße zu schrumpfen. Damit könnte Kang das Quantenreich verlassen und seinen Plan, ganze Universen zu vernichten, vollenden. Er droht Scott, seine Tochter zu töten. Unterdessen kämpfen Hank, Hope und Janet gegen Kangs obersten Roboter-Handlanger M.O.D.O.K. (Corey Stoll), der versucht, die Rebellen um Anführerin Jentorra (Katy O‘Brien) in Schach zu halten.

„Ant-Man And The Wasp: Quantumania”, ein Film mit zwei Gesichtern
Die Welt von „Ant-Man And The Wasp: Quantumania” hat zwei grundverschiedene Gesichter. Während die Szenen im San Francisco der Gegenwart das liberale und freie Lebensgefühl der Stadt widerspiegeln und von einem stets ironischen Off-Kommentar von Scott Lang flankiert werden, ist das Quantenreich, in dem Kang herrscht, ein zutiefst düsterer Ort – so finster, dass Disney nicht einmal ein halbwegs helles Pressefoto für „Ant-Man And The Wasp: Quantumania” zur Verfügung stellen konnte. Bei der Erschaffung der Quantenwelt haben sich Peyton Reed („Der Ja-Sager“), der wie schon bei den ersten beiden Teilen Regie führt, und sein Gefolge mächtig verhoben. Der im Vergleich zu den schwergewichtigeren Marvel-Superhelden locker-leichte Erzählton, der „Ant-Man“ bisher auszeichnete, wird gerade in den (wenigen) San-Francisco-Szenen gut transportiert, wirkt aber in dieser neuen, düsteren Quantenwelt des Bösewichts Kang größtenteils nicht stimmig.
M.O.D.O.K. sticht negativ aus Figuren heraus
Überhaupt ist das Design dieser Welt fragwürdig. Trotz des stattlichen Budgets von 200 Millionen Dollar sieht es aus, als hätte jemand ein paar weggeworfene „Star Wars“-Ideen aus irgendeiner Mülltonne geholt und etwas Neues daraus gemacht. Das Ergebnis ist bunt, schrill – und oft geradezu albern. So sieht „Ant-Man And The Wasp: Quantumania” manchmal wie eine unausgereifte Version von „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“ aus. Negativer Höhepunkt ist die Figur des M.O.D.O.K. (Mechanized Organism Designed Only for Killing) – eigentlich Darren Cross, der am Ende von „Ant-Man“ angeblich getötet wurde. Sein ganzer Körper besteht im Wesentlichen aus einem riesigen Kopf mit dürren Ärmchen und Beinchen. Das ist schlicht lächerlich und zieht „Ant-Man 3“ auf das Niveau eines infantilen Kinderfilms, während auf der anderen Seite versucht wird, mit dem seriösen Kang einen neuen Hauptbösewicht einzuführen und ihm erzählerisches Gewicht und Gravitas zu verleihen.

„Ant-Man 3“ überzeugt nur in Einzelteilen
Als Ganzes funktioniert „Ant-Man And The Wasp: Quantumania” nicht, aber zumindest in seinen Einzelteilen. Denn Jonathan Majors („White Boy Rick“) ist eigentlich ein überzeugender Bösewicht, der vor allem in den Szenen im Exil mit Michelle Pfeiffer („Dangerous Minds“), aber auch sonst seine Vielschichtigkeit beweist. Potenzial für einen übergeordneten Erzählstrang in Phase 5 des MCU hat er auf jeden Fall. Auch das Ant-Man-Familienquintett Paul Rudd („Ghostbusters: Legacy“), Evangeline Lilly („Lost“), Michael Douglas („Basic Instinct“), Michelle Pfeiffer und Kathryn Newton („Pokémon Meisterdetektiv Pikachu“) harmoniert wunderbar miteinander – die Chemie stimmt. Nur wirken sie in der chaotischen Quantenwelt allzu oft verloren. Was möglich gewesen wäre, zeigt ein später, aber spektakulärer Boss-Auftritt von Michael Douglas als Anführer einer Ameisenarmee – hier hat „Ant-Man And The Wasp: Quantumania” einen seltenen Wow-Effekt und hohen Unterhaltungswert.
Fazit: Aus großer Kraft folgt große Verantwortung – und der wird Regisseur Peyton Reed in „Ant-Man And The Wasp: Quantumania” nur unzureichend gerecht. Denn sein Auftakt zur MCU-Phase 5 ist zu leichtgewichtig und visuell wie konzeptionell zu chaotisch, um das Marvel Cinematic Universum nach dem Kater, der dem gigantischen Hype um „Avengers: Endgame“ folgte, gleich wieder auf Hochtouren zu bringen.
Deutscher Kinostart von „Ant-Man And The Wasp: Quantumania“: 15. Februar 2023.
Wertung | 2,5 / 5 |
---|---|
Produktionsland | USA 2023 |
There are no reviews yet.