Mittelmäßiger Sci-Fi-Thriller, der sein Potenzial nicht voll ausnutzt

Die für ihre Drehbücher zu den beiden „A Quiet Place”-Filmen gefeierten Autoren Scott Beck und Bryan Woods inszenieren den utopischen Science-Fiction-Survival-Thriller „65“ und haben mit Multitalent Adam Driver einen herausragenden Schauspieler an Bord. Und doch traut das Studio Sony Pictures seinem eigenen Film nicht über den Weg. Bereits im Februar 2021 abgedreht, verschob der Major das 45 Millionen Dollar teure Zwei-Personen-Stück gleich fünfmal! Außer einer einzigen Vorführung in New York 24 Stunden vor Kinostart bot der Verleih keine Pressevorführungen in den USA an, Promotion gab es auch kaum. „65“ war quasi dead on arrival – Sony hatte das Werk anscheinend schon vor dem Start abgeschrieben, um den Schaden durch geringere Werbeausgaben zu minimieren. Und in der Tat: „65“ ist kein schlechter Film, aber das Potenzial der großartigen High-Concept-Idee, eine hochentwickelte humanoide Spezies auf die Dinosaurier in den letzten Tagen ihrer Existenz treffen zu lassen, wird nie voll ausgeschöpft.

Vor 65 Millionen Jahren auf dem erdähnlichen Planeten Somaris: Der Raumfahrer Mills (Adam Driver) und seine Frau Alya (Nika King) machen sich große Sorgen um ihre todkranke Tochter Nevine (Chloe Coleman). Der Familienvater meldet sich freiwillig für eine zweijährige Forschungsexpedition in die Tiefen des Weltraums, weil sich sein Gehalt in dieser Zeit verdreifacht. Mit dem Geld will er Nevines Rettung finanzieren. Nach mehr als der Hälfte der Zeit stürzt Mills‘ Raumschiff auf einem wilden Planeten ab: der Erde. Alle anderen Besatzungsmitglieder und Passagiere sind bei dem Absturz ums Leben gekommen – bis auf die kleine Koa (Ariana Greenblatt), die aus einem anderen Teil von Somaris stammt und Mills‘ Sprache nicht spricht. Gemeinsam versuchen sie, eine 15 Kilometer entfernte Rettungskapsel zu erreichen, um dem lebensfeindlichen Planeten zu entkommen. Doch auf der Erde herrschen Dinosaurier, die es auf die beiden abgesehen haben.

Adam Driver in „65“ (© Sony Pictures)

Dünne Story, starke Spezialeffekte

In seiner künstlerischen Gestaltung mit dem außerirdischen Setting und der bedrohlichen Atmosphäre erinnert „65“ bereits dezent an seine inoffiziellen Vorgänger „A Quiet Place“ und „A Quiet Place 2“. Doch im Kern ist der Film erstaunlich schlicht. Sieht man einmal vom futuristischen Hintergrund ab, wollen zwei Menschen 15 lebensgefährliche Kilometer durch unwegsames Gelände von A nach B laufen – mehr Inhalt gibt es nicht. Und da sich die beiden ungleichen Protagonisten Mills und Koa kaum verständigen können, passiert auch auf der Dialogebene nicht viel. Dafür unterhalten die mächtigen Spezialeffekte, mit denen die Regisseure die Dinosaurier zum Leben erwecken – auch wenn die legendären Tiere nur sparsame Auftritte haben. Die Überlebenden versuchen sich durch das Dickicht zu kämpfen und werden dabei immer wieder von verschiedenen Dinosauriern angegriffen. Das ist in den einzelnen Szenen spannend und auf den Punkt inszeniert, doch mit der Zeit schleicht sich eine gewisse Monotonie ein. Wirkliche Überraschungen bietet „65“ nicht.

Adam Driver und die Dinosaurier

Insgesamt ist die Story, die durch die traurige Vorgeschichte von Mills‘ kranker Tochter einen gewissen Halt erhält, erschreckend dünn. Da ist es nur logisch, dass nach 93 Minuten alles vorbei ist. Ausnahmeschauspieler und Ex-Marine Adam Driver („Marriage Story“, „Weißes Rauschen“) hat zwar genug Ausstrahlung und Charisma, um „65“ nicht untergehen zu lassen, aber das reicht am Ende nicht, um aus dem Survival-Thriller ein echtes Ereignis zu machen. Denn die Prämisse, die Dinosaurier zurückkehren zu lassen und sie auf hochentwickelte Vorfahren der Menschheit treffen zu lassen, ist an sich zunächst einmal reizvoll. Ein bisschen „Star Wars“-Feeling (die Erde sieht aus wie bei Luke Skywalkers Landung im Sumpf des Dagobah-Systems) und „Jurassic Park“-Atmosphäre – das sind nicht die schlechtesten Quellen, bei denen man sich bedienen kann, aber tatsächlich fühlt sich „65“ eher wie eine solide „Black Mirror“- oder „Twilight Zone“-Folge an als ein originäres Science-Fiction-Kinoereignis.

Adam Driver und Ariana Greenblatt in „65“ (© Sony Pictures)

Fazit: Der Survival-Thriller „65“ ist weder Fisch noch Fleisch. Mit hochwertigen Spezialeffekten aufgepeppt, ist die Story des prähistorischen Science-Fiction-Films zu dünn, um das Interesse über die ohnehin kurzen anderthalb Stunden aufrecht zu erhalten. Aus einer guten Grundidee machen die Regisseure Scott Beck und Bryan Woods nicht genug.

Deutscher Kinostart von „65“: 9. März 2023.

Wertung

2,5

Produktionsland

USA 2023

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