Kann Marvel die vielen Ankündigungen seiner Post-Credit-Szenen überhaupt einhalten?

Trotz jüngster Rückschläge wie dem schwachen Einspielergebnis von „Ant-Man And The Wasp: Quantumania“ läuft die Marvel-Maschinerie weiter auf Hochtouren. Doch die dezente Superhelden-Müdigkeit des Publikums setzt einige Fragezeichen hinter die vielen geplanten Projekte.

Es ist kein Geheimnis, dass die Marvel Studios seit dem Ende des Megafilms „Avengers: Endgame“ etwas von ihrem Glanz verloren haben. Die rasche Ausweitung des Marvel Cinematic Universe auf Disney+ und der Abgang von Stars wie Robert Downey Jr., Chris Evans, Scarlett Johansson und dem verstorbenen Chadwick Boseman lassen die Marvel-Saga oft überdimensioniert und doch ohne Zentrum erscheinen.

Auch wenn der 250 Millionen Dollar teure „Guardians Of The Galaxy Volume 3“ (Kinostart: 3. Mai 2023) an den Kinokassen gut läuft, kann die Science-Fiction-Action-Komödie dieses Problem nicht lösen, wie „Variety“ analysiert. Zum einen ist der Film völlig losgelöst von allem, was nach „Endgame“ im Marvel Cinematic Universe (MCU) passiert ist. Kein Wort über Kang, das Multiversum, Incursions oder Talokan – und auch nicht über Thor, obwohl die Guardians im vergangenen Sommer einen Gastauftritt in „Thor: Love and Thunder“ hatten. Zum anderen werden die Guardians selbst – zumindest so, wie die Zuschauer sie kennen und lieben gelernt haben – das MCU verlassen. Sowohl Zoe Saldana als auch Dave Bautista haben klargestellt, dass sie mit ihren Rollen abgeschlossen haben, und Regisseur James Gunn hat Marvel verlassen, um zusammen mit Peter Safran die DC Studios zu leiten.

Sean Gunn, Vin Diesel, Chris Pratt, Karen Gillan, Bradley Cooper, Dave Bautista und Pom Klementieff in „Guardians Of The Galaxy Volume 3“ (© Disney)

Diesen Einfluss haben die Ereignisse von „Guardians 3“

ACHTUNG SPOILER: Für „Guardians 3“ selbst sind dies jedoch große Stärken und verleiht „Volume“ eine kreative Freiheit und Melancholie, die Marvel-Titeln selten vergönnt ist. Allerdings bricht der Film nicht komplett mit den Guardians. In der ersten Post-Credit-Szene sieht das Publikum Rocket Raccoon (gespielt von Bradley Cooper) als neuen Anführer der wiederbelebten Guardians, neben Groot (gespielt von Vin Diesel), Adam Warlock (Will Poulter), Kraglin (Sean Gunn), Cosmo the Space Dog (Maria Bakalova) und Phyla (Kai Zen), dem jüngsten Neuzugang, einem genetisch veränderten Kind, das die Guardians vor dem High Evolutionary (Chukwudi Iwuji) gerettet haben. Sogar Peter Quill hat seine eigene amüsante Post-Credit-Szene, nachdem er seinen Großvater (Gregg Henry) auf der Erde wieder getroffen hat, wo sie sich über Müsli unterhalten und darüber, warum der erwachsene Sohn der Nachbarin ihr nicht beim Rasenmähen hilft. Das Ganze endet mit der Ankündigung, dass „der legendäre Star-Lord zurückkehren wird“. SPOILER ENDE

Diese Fortsetzungen werden in Post-Credit-Szenen versprochen

Doch trotz des Charmes dieser Szenen tragen sie zu einem bedrohlichen Problem für das Marvel Cinematic Universe bei. In den vergangenen 21 Monaten hat Marvel seine Abspannszenen genutzt, um bis zu sechs (oder mehr) Filme anzuteasern. Dazu gehören:

– Eine Fortsetzung (oder Fortsetzungen) zu „Shang-Chi And The Legends Of The Ten Rings“, in der es um den Titelhelden (Simu Liu), die außerirdische Herkunft seiner Ringe und/oder die Neugründung der titelgebenden Verbrecherbande der Zehn Ringe durch Shang-Chis Schwester Xialing (Meng’er Zhang) geht.

– Eine Fortsetzung von „Eternals“, in der Starfox (Harry Styles), Makkari (Lauren Ridloff), Druig (Barry Keoghan) und Thena (Angelina Jolie) hilft, ihre Landsleute vor der Verurteilung durch den himmlischen Arishem zu retten.

– Eine Fortsetzung von „Doctor Strange In The Multiverse Of Madness“, in der sich Strange (Benedict Cumberbatch) mit der Zauberin Clea (Charlize Theron) zusammentut, um einen Einbruch in die Dunkle Dimension zu verhindern.

– Eine Fortsetzung von „Thor: Love And Thunder“, in der Zeus (Russell Crowe) seinen Sohn Hercules (Brett Goldstein) aussendet, um Thor (Chris Hemsworth) zu töten.

– Eine Fortsetzung von „Black Panther: Wakanda Forever“, in dem Shuri (Letitia Wright) und Nakia (Lupita Nyong’o) mit der Enthüllung konfrontiert werden, dass der verstorbene T’Challa (Chadwick Boseman) einen Sohn und rechtmäßigen Erben des Königreichs Wakanda hatte.

– Und nun, eine Fortsetzung (oder mehrere) zu „Guardians Of The Galaxy Volume 3“, in der es um die neu zusammengestellten Guardians und/oder die Heldentaten von Star-Lord nach der Rückkehr zu seiner Familie auf der Erde geht.

Danai Gurira und Letitia Wright in „Black Panther: Wakanda Forever“ (© Disney)

Keine offiziellen Ankündigungen

Keiner dieser geplanten Filme wurde von den Marvel Studios offiziell bestätigt, und es gibt keine validen Berichte über den kreativen Fortschritt eines dieser Filme. Marvel war jedoch noch nie ein Studio, das leere Versprechungen macht. Warum sollte man die vielen Post-Credit-Ankündigungen nicht einlösen? Und wenn Marvel „Guardians Vol. 3“ schon mit dem Slogan „Der legendäre Star-Lord wird zurückkehren“ versieht, sollte der Inhalt auch umgesetzt werden.

„Avengers: Secret Wars“ soll Multiversum-Saga beschließen

Doch hier wird es schwierig: Marvel-Chef Kevin Feige hat deutlich gemacht, dass „Avengers: Secret Wars“ die Multiversum-Saga in ähnlicher Weise abschließen wird wie „Avengers: Endgame“ die Infinity-Saga. Bislang gibt es nur drei offene Starttermine für Marvel-Filme vor der Premiere von „Secret Wars“ am 1. Mai 2026: 25. Juli 2025, 26. November 2025 und 13. Februar 2026. Natürlich könnten einige der oben genannten Fortsetzungen in die Ereignisse von „Secret Wars“ und dessen Vorläufer „Avengers: The Kang Dynasty“ im Jahr 2025 eingebettet werden. Andere könnten eher Teil einer Disney-Plus-Serie werden. Aber insgesamt hat sich Marvel sehr, sehr viel vorgenommen. Es bleibt abzuwarten, ob alle Versprechungen eingehalten werden können. Mit dem Rückschlag von „Ant-Man And The Wasp: Quantumania“, der nach aktuellem Stand mit ziemlicher Sicherheit Geld verlieren wird, und der allgemeinen Superhelden-Müdigkeit an den Kinokassen muss Marvel hoffen, dass die Zuschauer die großen Pläne auch mittragen.

Auch interessant:

Kommentar verfassen