So krass weicht das Ende von M. Night Shyamalans „Knock At The Cabin” von der Buchvorlage ab

Gibt es eine Überraschung – und wenn ja, welche? Diese beiden Fragen begleiten jeden Film von „The Sixth Sense“-Regisseur M. Night Shyamalan – dem König des krachenden Schlusstwists. Sein neuestes Werk „Knock At The Cabin“, ein Horrorfilm über die ultimative Apokalypse, macht da keine Ausnahme.

Achtung: Dieser Text enthält SPOILER. Am besten nicht vor dem Film lesen!

Um es vorwegzunehmen: In „Knock At The Cabin” (deutscher Kinostart: 9. Februar 2023) gibt es tatsächlich eine große Überraschung, aber keine im traditionellen Shyamalan-Sinne, wie man sie aus „The Sixth Sense“ oder „The Village“ kennt. Der Mystery-Horror-Thriller bietet eine krasse Wendung gegenüber der Romanvorlage und lässt den Zuschauer mit einem moralisch komplexen Konflikt zwischen verschiedenen Parteien umgehen.

Der Film basiert auf dem Bestseller „A Cabin At The End Of The World“ von Paul Tremblay aus dem Jahr 2018 und bleibt dem Buch bis zu einem gewissen Punkt treu, weicht dann aber extrem davon ab. Die Geschichte dreht sich um zwei schwule Väter und ihre Tochter, die von vier radikalen Eindringlingen terrorisiert werden, die eine bevorstehende Apokalypse ankündigen.

Nikki Amuka-Bird, Abby Quinn, Rupert Grint und Dave Bautista in „Knock At The Cabin“ (© Universal Pictures)

Überraschendes Ende

„Knock At The Cabin” nimmt nach einem buchkonformen Beginn im weiteren Verlauf der Geschichte eine völlig andere Wendung und verändert nicht nur das Ende, sondern auch die Themen, die Botschaft und die moralischen Fragen, die im Roman gestellt werden, wie „Vox.com“ berichtet. Das Ergebnis ist ein Kinofilm, der Fans von emotionaler Folter anspricht und eine klare Antwort auf die Frage gibt, ob zwei schwule Väter die Welt retten können.

Ein Familienmitglied muss sich opfern

Im Film verbringen die Väter Andrew (Jonathan Groff) und Eric (Ben Aldridge) mit ihrer kleinen Tochter Wen (Kristen Cui) die Ferien in einer idyllischen Hütte in den Wäldern von Pennsylvania. Plötzlich stehen vier Eindringlinge vor der Tür: Leonard (Dave Bautista), Redmond (Rupert Grint), Sabrina (Abby Quinn) und Adriane (Nikki Amuka-Bird). Sie fordern die Urlauber auf, ein Familienmitglied auszuwählen, das sich opfert, um die Apokalypse zu verhindern. Weigern sie sich, wird einer der Fremden von den anderen getötet und eine Seuche auf die Welt losgelassen. Die Familie steht vor einer moralisch unmöglichen Entscheidung: Die Welt brennen lassen oder einen geliebten Menschen töten?

Starke Abweichungen nach erstem Todesfall

Nach dem ersten Opfer kommt es in der Filmversion zu Abweichungen. Im Buch wird die kleine Wen versehentlich von einer Kugel aus Andrews Pistole getötet, aber das hält die Apokalypse nicht auf, weil es keine Absicht war. Am Ende beschließen die Väter, sich nicht gegenseitig zu töten und bleiben allein zurück. Leonard tötet sich selbst und löst die letzte Plage aus: Blitz und Feuer regnen vom Himmel. Andrew und Eric überlegen, was sie als nächstes tun sollen und kommen zu dem Schluss, dass sie sich niemals gegenseitig umbringen werden. So geht die Welt unter.

Kristen Cui in „Knock At The Cabin“ (© Universal Pictures)

Das Ende des Films unterscheidet sich stark vom Ende des Buches

Im Film wird Wen nicht erschossen, sondern Eric opfert sich für die Familie. Aufgrund dieser drastischen Änderung sind die Enden der beiden Versionen natürlich sehr unterschiedlich. In der Buchversion schwören sich Andrew und Eric, verzweifelt über den Verlust ihrer Tochter, zusammenzubleiben, egal was passiert. In dieser Version ist die Apokalypse mehrdeutig, was zum Teil daran liegt, wie leer und hoffnungslos die beiden Väter sind, nachdem sie gesehen haben, wie ihre Tochter erschossen wurde. Das Ende des Films ist viel konkreter und hoffnungsvoller. Eric und Andrew haben sich an die Regeln gehalten, und deshalb soll Erics Tod das Ende der Welt aufhalten. Und wie es aussieht, geschieht genau das, denn die beiden haben die Verantwortung für all das Böse, das ihnen von einem rachsüchtigen Gott auferlegt wurde, auf sich genommen und die Welt gerettet.

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