Die Geschichte der Berlinale: Alle Gewinner des Goldenen Bären von 1951 bis 2022

Die Berlinale ist eines der bedeutendsten und traditionsreichsten Filmfestivals der Welt und gehört neben Cannes und Venedig zu den „Big Three“ der Branche. Seit ihrer Gründung im Jahr 1951 hat sie sich zu einem wichtigen Treffpunkt der internationalen Filmszene entwickelt und präsentiert jährlich eine Auswahl der besten Filme aus aller Welt.

Die Anfänge der Berlinale liegen in der Nachkriegszeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag Deutschland in Trümmern, das kulturelle Leben war zum Erliegen gekommen. Um dem Land wieder auf die Beine zu helfen und ein positives internationales Image zu schaffen, beschlossen die Verantwortlichen, ein Filmfestival zu veranstalten. So wurde am 6. September 1951 die erste Berlinale mit 22 Filmen aus elf Ländern eröffnet.

Die ersten Jahre des Festivals waren von politischen Spannungen geprägt, da es in der Nähe des Eisernen Vorhangs stattfand und sowohl Filme aus West- als auch aus Ostdeutschland gezeigt wurden. Dennoch gelang es der Berlinale schnell, sich als wichtiger Treffpunkt der internationalen Filmszene zu etablieren und im Laufe der Jahre immer mehr Filme aus aller Welt zu präsentieren.

(© Berlinale)

Bau des Berlinales-Palasts als Meilenstein

Ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der Berlinale war der Bau des Berlinale Palastes im Jahr 1957. Das neue Festivalzentrum ermöglichte es, noch mehr Filme zu zeigen und ein größeres Publikum zu empfangen. In den 60er Jahren wurde das Festival unter der Leitung von Alfred Bauer immer innovativer und experimenteller, was dazu führte, dass immer mehr junge und unbekannte Filmemacher nach Berlin kamen, um ihre Werke zu präsentieren.

In den 70er und 80er Jahren entwickelte sich die Berlinale zu einem der wichtigsten Festivals für den europäischen und internationalen Film. Viele Filme, die auf der Berlinale ihre Weltpremiere feierten, wurden später für den Oscar nominiert oder sogar ausgezeichnet. Auch die Karrieren vieler berühmter Regisseure wie Wim Wenders, Pedro Almodóvar und Quentin Tarantino begannen auf der Berlinale.

Fall der Berliner Mauer verändert Rolle der Berlinale

Die Geschichte der Berlinale nach 1990 ist geprägt von politischen Veränderungen und Modernisierungsbestrebungen. Mit dem Fall der Mauer 1989 und der Wiedervereinigung Deutschlands veränderte sich auch die Rolle der Berlinale. Sie wandelte sich von einem Festival, das vor allem dem Austausch zwischen dem geteilten Deutschland und dem Rest der Welt diente, zu einem Festival, das sich auf die Förderung der internationalen Zusammenarbeit und des kulturellen Austauschs konzentrierte.

Einer der wichtigsten Schritte in diesem Prozess war die Einführung der Sektion „Panorama“ im Jahr 1991, die sich auf die Präsentation aktueller internationaler Arthouse-Filme konzentrierte. Diese Sektion entwickelte sich schnell zu einer der wichtigsten Plattformen für die Präsentation unabhängiger und experimenteller Filme und trug dazu bei, dass die Berlinale heute als eines der wichtigsten Festivals für die Entdeckung neuer Talente und Trends gilt.

(© Berlinale)

Mehr Festivaltage, mehr Filme

Ein weiterer wichtiger Schritt war die Erweiterung des Festivals im Jahr 1999, als die Berlinale erstmals auf zehn Tage ausgedehnt wurde. Dadurch konnten mehr Filme gezeigt werden und die Besucher hatten mehr Zeit, das breite Angebot des Festivals zu genießen.

In den vergangenen Jahren hat die Berlinale auch ihre Bemühungen um mehr Vielfalt und Inklusion in ihrem Programm verstärkt. Im Jahr 2016 wurde die Sektion „Generation“ eingeführt, die sich auf Filme von Regisseuren unter 18 und über 65 Jahren konzentriert, und 2018 wurde „Berlinale Talents“ zu einer interdisziplinären Plattform erweitert, die Regisseure, Schauspieler, Produzenten und andere Filmschaffende aus der ganzen Welt unterstützt.

Online-Berlinale zu Zeiten der Pandemie

Im Jahr 2020, als die Pandemie die Welt im Griff hatte, beschloss die Berlinale, ihr Festival nicht abzusagen, sondern es online zu veranstalten. Das Festival wurde als hybride Veranstaltung mit einer Kombination aus Online- und Präsenzveranstaltungen präsentiert. Dies war eine große Herausforderung für das Festival, aber es gelang, ein erfolgreiches und innovatives Programm zu präsentieren.

Im Jahr 2021 wurde das Festival wieder als Präsenzveranstaltung durchgeführt, unter Einhaltung von Sicherheitsvorkehrungen und Hygienestandards, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Trotz der Herausforderungen der Pandemie war es ein erfolgreiches Festival.

(© Berlinale)

Reaktion auf gesellschaftlichen Wandel

Die Berlinale hat auch immer wieder auf aktuelle gesellschaftliche Themen reagiert, wie zum Beispiel 2021, als sie eine Reihe von Filmen präsentierte, die sich mit der COVID-19-Pandemie und ihren Auswirkungen auf die Gesellschaft auseinandersetzten. Insgesamt hat die Berlinale immer wieder bewiesen, dass sie flexibel und anpassungsfähig ist und sich den Herausforderungen stellen kann, um ein bedeutendes und renommiertes Festival zu bleiben.

Die komplette Liste aller Gewinner des Goldenen Bären der Berlinale:

JahrFilmRegie
1951Im Tal der BiberJames Algar
 CinderellaWilfred Jackson, Hamilton Luske, Clyde Geronimi
 SchwurgerichtAndré Cayatte
 Ohne Angabe der AdresseJean-Paul Le Chanois
 Die Vier im JeepLeopold Lindtberg
1952Sie tanzte nur einen SommerArne Mattsson
1953Lohn der AngstHenri-Georges Clouzot
1954Herr im Haus bin ichDavid Lean
1955Die RattenRobert Siodmak
1956Einladung zum TanzGene Kelly
1957Die zwölf GeschworenenSidney Lumet
1958Wilde ErdbeerenIngmar Bergman
1959Schrei, wenn du kannstClaude Chabrol
1960Der Schelm von SalamancaCésar Fernández Ardavín
1961Die NachtMichelangelo Antonioni
1962Nur ein Hauch GlückseligkeitJohn Schlesinger
1963Bushido – Schwur der GehorsamkeitTadashi Imai
 Amore in StockholmGian Luigi Polidoro
1964Trockener SommerMetin Erksan
1965Lemmy Caution gegen Alpha 60Jean-Luc Godard
1966Wenn Katelbach kommt…Roman Polanski
1967Der StartJerzy Skolimowski
1968Raus bist duJan Troell
1969Frühe WerkeŽelimir Žilnik
1970Preis wegen Abbruch der Berlinale nicht vergeben
1971Der Garten der Finzi ContiniVittorio De Sica
1972Pasolinis tolldreiste GeschichtenPier Paolo Pasolini
1973Ferner DonnerSatyajit Ray
1974Duddy will hoch hinausTed Kotcheff
1975AdoptionMárta Mészáros
1976Buffalo Bill und die IndianerRobert Altman
1977AufstiegLarissa Schepitko
1978Die ForellenJosé Luis Garcia Sanchez
 Gespräche mit MaxEmilio Martínez Lázaro
1979DavidPeter Lilienthal
1980Land meines HerzensRichard Pearce
 Palermo oder WolfsburgWerner Schroeter
1981Los, Tempo!Carlos Saura
1982Die Sehnsucht der Veronika VossRainer Werner Fassbinder
1983Im Schatten der ErinnerungEdward Bennett
 Der BienenkorbMario Camus
1984Love StreamsJohn Cassavetes
1985Die Frau und der FremdeRainer Simon
 WetherbyDavid Hare
1986StammheimReinhard Hauff
1987Das ThemaGleb Panfilow
1988Rotes KornfeldZhang Yimou
1989Rain ManBarry Levinson
1990Music BoxConstantin Costa-Gavras
 Lerchen am FadenJiří Menzel
1991Haus der FreudenMarco Ferreri
1992Grand Canyon – Im Herzen der StadtLawrence Kasdan
1993Die Frauen vom See der unschuldigen SeelenXie Fei
 Das HochzeitsbankettAng Lee
1994Im Namen des VatersJim Sheridan
1995Der LockvogelBertrand Tavernier
1996Sinn und SinnlichkeitAng Lee
1997Larry Flynt – Die nackte WahrheitMiloš Forman
1998Central StationWalter Salles
1999Der schmale GratTerrence Malick
2000MagnoliaPaul Thomas Anderson
2001IntimacyPatrice Chéreau
2002Chihiros Reise ins ZauberlandHayao Miyazaki
 Bloody SundayPaul Greengrass
2003In This World – Aufbruch ins UngewisseMichael Winterbottom
2004Gegen die WandFatih Akin
2005U-CarmenMark Dornford-May
2006Esmas Geheimnis – GrbavicaJasmila Žbanić
2007Tuyas HochzeitWang Quan’an
2008Tropa de EliteJosé Padilha
2009Eine Perle EwigkeitClaudia Llosa
2010Bal – HonigSemih Kaplanoğlu
2011Nader und Simin – Eine TrennungAsghar Farhadi
2012Cäsar muss sterbenPaolo Taviani, Vittorio Taviani
2013Mutter & SohnCălin Peter Netzer
2014Feuerwerk am helllichten TageDiao Yinan
2015Taxi TeheranJafar Panahi
2016SeefeuerGianfranco Rosi
2017Körper und SeeleIldikó Enyedi
2018Touch Me NotAdina Pintilie
2019SynonymesNadav Lapid
2020Doch das Böse gibt es nichtMohammad Rasulof
2021Bad Luck Banging or Loony PornRadu Jude
2022Alcarràs – Die letzte ErnteCarla Simón

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